Der Zürich-»Tatort« im Schnellcheck

Das Szenario:

Kollektives Herzversagen. Nach dem Hackerangriff auf einen Hersteller von implantierten digitalen Defibrillatoren, beginnen in Zürich und Umgebung Männer und Frauen zusammenzubrechen. Das Ermittlungsteam um Grandjean (Anne Pieri Zuercher) und Ott (Carol Schuler) kämpft gegen die Zeit, da insgesamt 2400 Menschen eine entsprechende Herz-Kreislauf-Hilfe tragen und weitere Opfer absehbar sind. Die umliegenden Krankenhäuser sind bald am Rand ihrer Kapazitäten, weil sie in Notoperationen die manipulierten Apparate auswechseln sollen.

Der Clou:

Cardio to go. Eiligst werden die Kommissarinnen in das medizinische Themenfeld rund um Kammerflimmern, Betablocker und Herzkranzgefäße eingeführt. Dazu flattern weiße Kittel in Krankenhauskorridoren und rattern Zahlenkolonnen über die Rechner. Doch trotz all der Tempo-Simulationen tritt der Plot auf der Stelle.

Der Auftritt:

Annina Walt als rasende Reporterin Paula Bianchi, die zwischen Herzpatienten ermittelt. Diese Figur ist das Klischee einer nervtötenden, naseweisen Schreibschranze, die mit ihrem geltungssüchtigen Gebaren jene Massenpanik in Zürich auslöst, die Grandjean und Ott in ihrer unendlichen Umsicht doch gerade vermeiden wollten.

Das Bild:

Einmal wird es in diesem hektischen, herzrhythmusgestörten Thriller ganz langsam und literarisch: Die Mutter von Kommissarin Ott, die selbst einen implantierten Defibrillator trägt, liest auf einer entlegenen Berghütte jenseits aller Handynetze bei Rotwein im Jacuzzi arglos den Briefwechsel von Ingeborg Bachmann und Max Frisch, »Wir haben es nicht gut gemacht«. Seufz.

Die Musik:

Das Blumenduett aus Léo Delibes »Lakmé«.  Die Komposition erklingt hier zuerst als nerviger Klingelton. Grandjean fragt entzückt: »Erpresser, die die Oper lieben?« Später gibt es noch eine extrem umständliche Erklärung dafür, was der Name des Komponisten mit der Erpressung zu tun hat.

Die Bewertung:

3 von 10 Punkten. Kardiologischer Crashkurs mit krassem Bildungsgehuber – da pocht das Herz nicht wirklich schneller.

Die Analyse:

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»Tatort: Kammerflimmern«, Sonntag, 20.15 Uhr, Das Erste

Darstellerin Walt (2.v.l.) als Paula Bianchi: Klischee einer nervtötenden Schreibschranze

Foto: Sava Hlavace / SRF / ARD