Jan Böhmermann sagt nach Antisemitismusvorwürfen Konzertabend ab
Der Entertainer und Moderator Jan Böhmermann hat ein geplantes Konzert mit dem Rapper Chefket im Rahmen seiner Ausstellung »Die Möglichkeit der Unvernunft« abgesagt.
Man sehe und höre den Einspruch »insbesondere auch von jüdischer Seite« gegen den Konzertabend, hieß es in einer Pressemitteilung. »Er ist Anlass für uns, die Veranstaltung, deren Integrität wir nicht mehr garantieren können, an diesem Tag abzusagen.«
Die klare Haltung des Hauses der Kulturen der Welt (HKW) und von Jan Böhmermann zu Fragen des Antisemitismus sei »öffentlich bekannt und hinreichend dokumentiert«, heißt es in der Mitteilung weiter. »Am zweiten Jahrestag des Terrorangriffs vom 7. Oktober 2023 soll keine von uns präsentierte Veranstaltung daran auch nur den geringsten Zweifel lassen.«
Kritik vom Kulturstaatsminister
Zuvor hatte unter anderem Medien- und Kulturstaatsminister Wolfram Weimer die geplante Veranstaltung mit dem Rapper Chefket in der Bundeseinrichtung HKW scharf kritisiert. Der Rapper trage auf Fotos ein T-Shirt mit einem Motiv des gewünschten Staates Palästina ohne Israel, so der Vorwurf in einem Brief an das HKW. Dieses Motiv sei nach Ansicht der Bundesregierung antisemitisch.
»Dass nun ausgerechnet am Jahrestag des Hamas-Anschlags auf Israel am 7. Oktober ein Konzert mit einem Künstler stattfinden soll, der antisemitische Inhalte verbreitet, empfinde ich als Provokation«, schrieb Weimer weiter.
Er forderte den HKW-Intendanten auf, das Gespräch mit dem Veranstalter und den Künstlerinnen und Künstlern zu suchen und »Sorge dafür zu tragen, dass es nicht zu antisemitischen Äußerungen in jedweder Form kommt«. Seine Toleranz höre auf, wo Judenfeindlichkeit anfange. Die Veranstalter sollten wissen, dass er als Aufsichtsrat des Hauses nicht akzeptiere, wenn die Kulturstätte für antisemitische Aktionen missbraucht werde.
Böhmermann hatte die Vorwürfe Weimers zunächst zurückgewiesen, mit dem geplanten Konzert eines Rappers Antisemitismus eine Bühne zu bieten.
»Wenn hier das Existenzrecht Israels geleugnet wird oder der Holocaust, dann schnappe ich mir Wolfram Weimer, hake mich ein und boxe die von der Bühne«, sagte Böhmermann am Wochenende bei einer Pressekonferenz zum Beginn seiner Ausstellung. Das sei für ihn eine absolute Selbstverständlichkeit.
Die Ausstellung »Die Möglichkeit der Unvernunft« von Böhmermann soll bis zum 19. Oktober gezeigt werden. Geplant sind neben Konzerten auch Shows, TV-Aufzeichnungen und Gesprächsrunden. Für den 8. Oktober ist auch Kulturstaatsminister Weimer selbst als Gesprächsgast angekündigt.
Das Haus der Kulturen in Berlin
Foto:Studio Bowie / HKW