Ein Anti-Trump beim Super Bowl

Es wird nicht das erste Mal für Benito Antonio Martínez Ocasio, wie Bad Bunny mit bürgerlichem Namen heißt. Schon bei der Halftimeshow von Shakira und Jennifer Lopez beim Super Bowl 2019 war er dabei. Auch damals hieß der US-Präsident Donald Trump. Und die beiden Sängerinnen nutzen die Show, um Zeichen für kulturelle Vielfalt zu setzen.

Lopez sang in einem Umhang, der auf der einen Seite die Flagge Puerto Ricos, auf der anderen die US-Flagge zierte, »Born in the USA«. Shakira dankte dem Publikum auf ihrer Muttersprache Spanisch und band in die Performance Bauchtanz ein. Die kolumbianische Sängerin hat unter anderem auch libanesische Wurzeln.

Das Finale der National Football League (NFL) gilt als das größte jährliche Einzelsportereignis der Welt, die Zuschauerzahlen sind gigantisch. Wer bei dem Star- und Werbespektakel auftritt, ist ein Superstar.

In den vergangenen Jahrzehnten standen unter anderem Kendrick Lamar, Usher, Rihanna, die Rolling Stones, Beyoncé, Stevie Wonder, Prince, Michael Jackson und Bruce Springsteen auf der Super-Bowl-Bühne.

Nun tritt mit Bad Bunny ein lateinamerikanischer Künstler auf.

Wer mag, kann in Zeiten der zweiten Trump-Präsidentschaft die Wahl des Sängers als Headliner der Halbzeitshow am 8. Februar als Symbol gegen die migrantenfeindliche US-Politik lesen.

Aber weil die NFL und die großteils Trump-freundlichen Teambesitzer auf eine gute Beziehung zur Regierung Wert legen, ist der Auftritt des 31-jährigen Sängers vielleicht auch einfach dadurch zu erklären, dass er einer der erfolgreichsten Künstler der Gegenwart ist. Er war drei Jahre in Folge der meistgestreamte Künstler bei Spotify.

Der 31-Jährige hat dabei geholfen, spanischsprachigen Rap weltweit populär zu machen. Bad Bunny macht Reggaeton- und Latin-Trap. In den Songs des singenden Rappers aus Puerto Rico mischen die Genres. Bachata mit Rock, Pop mit latein­amerikanischer Mega­party­mu­sik mit Sehnsucht.

Die beiden Stopps der Bad-Bunny-Welttournee in Deutschland waren innerhalb von Minuten ausverkauft.

Das müssen Sie über Bad Bunny wissen:

Ein Foto als Inspiration

Benito Antonio Martínez Ocasio wuchs in Vega Baja, in Puerto Rico auf. Seine Mutter war Englischlehrerin, sein Vater Lastwagenfahrer. Vega Baja liegt etwa eine 45-minütige Autofahrt von San Juan, der Hauptstadt des US-amerikanischen Außengebiets, entfernt.

Der »New York Times«  verriet Martínez Ocasio, dass er während seiner Kindheit kaum öfter als viermal im Jahr mit seiner Familie nach San Juan gefahren sei und ihn die Besuche beeindruckten. »Ich war ein Junge vom Land. Ich stand da und versuchte, jemanden zu finden, der mir sagen konnte, wo Walmart ist, wo GameStop ist. Immer wenn ich zur Plaza ging, ging ich zu diesen kleinen Kiosken, die alle möglichen Süßigkeiten hatten, mit den kleinen Tüten, die man füllen und wiegen konnte.«

Sein Künstlername »Bad Bunny« (auf Deutsch etwa: böses Häschen) hat seinen Ursprung in einem Kindheitsfoto, auf dem er wütend in einem Hasenkostüm zu sehen ist. »Ich glaube, ich war sechs Jahre alt. Ich war so wütend. Es war Ostern in der Schule und die Lehrerin hatte mich ausgewählt, um mich als Hase zu verkleiden«, sagte der Musiker dem Portal »E-News« vor einigen Jahren. 

Welttournee ohne USA-Stopp

Ab November geht Bad Bunny auf Welttournee. Der Auftritt des Sängers bei Super Bowl fällt in den Tour-Zeitraum. Und er ist einer der wenigen Chancen für das US-Publikum, den Sänger außerhalb Puerto Ricos im eigenen Land auftreten zu sehen. Aus Angst vor der Einwanderungsbehörde ICE hat sich der Musiker während seiner Tour gegen Shows auf dem US-Festland entschieden.

In einem Interview mit dem Magazin »i-D«  wurde er gefragt, ob das mit der Sorge um die Latino-Community zusammenhänge, die zu seiner Zielgruppe gehört. »Mann, ehrlicherweise, ja«, antwortete Bad Bunny.

Es habe mehrere Gründe gegeben, warum er nicht in den USA auftrete, mit Hass habe keiner zu tun. »Aber es gab das Problem, dass die verdammte ICE vor meinem Konzert stehen könnte. Das war etwas, worüber wir gesprochen haben und das uns sehr beunruhigt hat.«

Im Juni hatte die migrationsfeindliche Politik der US-Regierung, die sich vor allem im harten und umstrittenen Umgang der ICE-Kräfte mit vermeintlich illegalen Einwanderern zeigt, einen Wutausbruch Bad Bunnys auf Social Media ausgelöst.

Es wird Spanisch

Die Halbzeitshow des Musikers dürfte die erste werden, während der nicht hauptsächlich auf Englisch gesungen wird. Denn Bad Bunny singt großteils auf Spanisch. Auch in Interviews spricht der 31-Jährige lieber Spanisch, der »Vogue«  sagte er dazu: »Ich spreche privat gern Englisch. Nicht vor der Kamera oder irgendwo anders.«

Sein viertes Album, »Un Verano Sin Ti« (auf Deutsch: Ein Sommer ohne dich), wurde 2022 als erstes spanischsprachiges Album überhaupt bei den Grammys als Album des Jahres nominiert. Auch sein sechstes und jüngstes Studioalbum »DeBÍ TiRAR MáS FOToS« (auf Deutsch: Ich hätte mehr Fotos machen sollen) ist spanischsprachig.

Das Album ist angelegt als Reise eines Weltstars zu seinen Wurzeln.  Es beginnt in New York und endet mit einem Gedicht über sein Aufwachsen als Sohn eines Lkw-Fahrers in Puerto Rico. »DeBÍ TiRAR MáS FOToS« landete auf Platz eins der US-Albumcharts und brach diverse Rekorde.

Engagement für Diversität – und Puerto Rico

Reggaeton und Latinx-Trap waren lange für ihre sexistischen Texte bekannt. Mit Bad Bunny änderte sich das.

Der klassische Song der »Música Urbana« handelt, kurz gesagt, von Frauen und Sex. Das Narrativ ist dabei geprägt von einer objektifizierenden hetero-männlichen Perspektive, die sich wenig für einen respektvollen Umgang mit Frauen interessiert.

Im Interview mit dem US-Playboy erklärte Bad Bunny 2020, auf dessen Cover er der erste Mann nach Hugh Hefner war, warum er das ändern will: »Es gibt nichts Schlimmeres, als irgendwo zu sein und das Gefühl zu haben, da nicht hinzugehören. Ich versuche sicherzustellen, dass alle sich als ein Teil der Reggaeton-Kultur fühlen.«

Zudem setzt sich der Star für seine Heimat ein. Im Sommer 2024 veranstaltete er 30 Konzerte auf Puerto Rico , laut eigener Aussage, um die Kultur des US-Außengebiets zu feiern und dessen Wirtschaft anzukurbeln.

Kurz nachdem ein Comedian auf einer Wahlkampfveranstaltung Donald Trumps Puerto Rico unter anderem als »eine schwimmende Insel aus Müll« bezeichnete, teilte der Sänger im Oktober 2024 zudem mit, dass er die demokratische US-Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris unterstütze.

Bad Bunny ist Wrestler

Dass Sänger nebenbei auch in Filmen oder Serien mitwirken, ist nicht ungewöhnlich, da macht auch der 31-Jährige keine Ausnahme. Er spielte unter anderem in »The Fast and The Furios 9« und in »Happy Gilmore 2« an der Seite von Adam Sandler mit.

Dass der Wrestlingfan allerdings auch schon selbst in den Ring gestiegen ist, ist da schon ungewöhnlicher. Seit 2021 hatte Bad Bunny mehrere Gastauftritte bei der Wrestling-Liga World Wrestling Entertainment (WWE) und erkämpfte sich dort den Titel des WWE 24/7 Champions.

Er prokrastiniert

Bad Bunny ist nicht der einzige Musiker mit einem Hang zum Prokrastinieren, aber vielleicht ein besonders krasser Fall. Jedes seiner Alben, beichtete er im Interview mit der mexikanischen »Vogue«, habe er erst am Tag vor der Veröffentlichung fertig bekommen. »Ich habe versucht, das zu vermeiden, aber das ist meine Art«, sagte er. Man darf also gespannt sein, ob er bei den Vorbereitungen für seine Halbzeitshow eine Ausnahme macht.

Martínez Ocasio am Rande der New Yorker Fashion Week

Foto: TheStewartofNY / GC Images

Martínez Ocasio auf der Bühne in seiner Heimat Puerto Rico

Foto: Alejandro Granadillo / AP