Marianne Fürstin zu Sayn-Wittgenstein-Sayn ist tot

Curd Jürgens, Sean Connery und Arnold Schwarzenegger, Prinz Charles und Margaret Thatcher – sie alle waren bei ihren sagenumwobenen Festen zugegen. Auf ihrem Jagdhaus in Fuschl bei Salzburg kehrten über viele Jahrzehnte die Großen und die Mächtigen aus Kultur und Politik ein. Das Besondere: Es wurden einfache, hausgemachte Speisen gereicht, man nahm auch schon mal auf Treppen oder auf dem Rasen Platz.

In einem Gespräch mit dem SPIEGEL  erklärte Marianne Fürstin zu Sayn-Wittgenstein-Sayn 2012 die besondere Lockerheit der von ihr alljährlich zu den Salzburger Festspielen organisierten Zusammenkünfte mit den Worten: »Man muss vor allem den Menschen, die glauben, wichtig zu sein, ihre Wichtigkeit nehmen.«

Von Callas bis Dalí

Über ihre Mutter war sie Ururururenkelin der österreichischen Kaiserin Maria Theresia (1717–1780). Bevor sie durch ihre Feste in den Siebzigerjahren zur flamboyanten Gastgeberin avancierte, hatte sie bereits angefangen, prominente und schillernde Zeitgenossinnen und Zeitgenossen zu fotografieren. Darunter waren der Operntenor Luciano Pavarotti, die Starsopranistin Maria Callas oder der Maler Salvador Dalí.

Als Fotografin hatte Sayn-Wittgenstein-Sayn bald den Spitznamen »Mamarazza« weg. Angeblich geht er auf Caroline von Monaco zurück, die ihr einmal im Scherz gesagt haben soll: »Du bist kein Paparazzo, du bist eine Mamarazza.«

Sie war das Musterbeispiel einer Societydame. Augenhöhe war das Prinzip, mit dem sie ihre Kontakte zu den Stars und den Mächtigen pflegte. Vielleicht war es deshalb auch möglich, dass sich die prominenten Gäste auf ihrem Anwesen so offen austauschten. Einer ihrer engsten Freunde war der legendäre Playboy Gunter Sachs.

Im SPIEGEL-Gespräch 2012 erinnerte sie sich: »Früher wurde kontroverser diskutiert. Anfang der Siebzigerjahre waren die Konflikte brisanter, als in Deutschland Willy Brandt der erste SPD-Kanzler war. Künstler wie Curd Jürgens oder Lilli Palmer haben den Brandt unheimlich toll gefunden. Gunter Sachs als Industrieller war gegen Brandt und sprang dem Jürgens in einigen Diskussionen fast an die Gurgel.«

Sayn-Wittgenstein-Sayn war Mutter von fünf Kindern. Dank Enkeln, Urenkeln und Ururenkeln hatte sie mehr als 60 Nachkommen. Ihre Schwiegertochter ist die Schauspielerin Sunnyi Melles, die zuletzt in der deutsch-jüdischen Familiengeschichte »Die Zweiflers«  große Erfolge feierte.

Wie ihre Familie bekannt gab, ist Sayn-Wittgenstein-Sayn am Sonntag im Alter von 105 Jahren in München gestorben.