Der Zürich-»Tatort« im Schnellcheck
Das Szenario:
Waschen, legen, töten. Grandjean (Anna Pieri Zuercher) und Ott (Carol Schuler) untersuchen einen Mord im Milieu von Haarartisten aller Art. Die Tochter eines Zürchers Starcoiffeurs wurde ermordet, zuvor hatte man ihr die Hälfte ihrer blonden Mähne abrasiert. Die Spur führt zu einer Perückenknüpferin, die Echthaarnachschub für ihr Kunsthandwerk braucht. Ebenso verdächtig: ein kahlköpfiger Versicherungsvertreter, der fiebrig über die Potenz glücklich umwucherter Häupter philosophiert: »Haare machen Politik. Haare sind Macht.«
Der Clou:
Hanebüchene Haarbüschel. Wo man hinschaut in diesem »Tatort«, sieht man auffällig frisierte, ondulierte, getürmte und geölte Schöpfe. Manchmal aber eben auch – oh Pein! – eine Glatze. Ob die Verantwortlichen sich selbst glauben, wenn sie in dieser optisch überreizten Hymne auf die Haarpracht einen philosophischen und psychologischen Subtext geben?
Das Bild:
Rapunzel lässt ihr Haar herunter. Leider ist sie schon tot. Vom Auto wurde sie erfasst, in Zeitlupe flog sie durch die Luft, an einem Baum wurde sie aufgespießt. Das wallende Blond hängt jetzt traurig herab und spendet im Gegensatz zu Rapunzels Zopf in Grimms Märchen keine Hoffnung auf Erlösung.
Der Dialog:
Kommissarin Ott tritt am Morgen mit ihrem langhaarigen, halb nackten One-Night-Stand in die Küche – wo unerwarteterweise der väterliche Freund sitzt, dem die Wohnung gehört.
Väterlicher Freund: »Dir ist schon klar, dass du hier nicht wohnst? Oder fremde Männer in meine Wohnung bringen kannst?«
Kommissarin: »Das ist Tim.«
One-Night-Stand: »Tom!«
Kommissarin: »Äh, Tom. Charlie – Tom. Tom nimmt sicher was zum Frühstücken. Tschüss!«
Die Bewertung:
4 von 10 Punkten. Dieser »Tatort« ist in seiner kreativen Ausschmückung des Haarkosmos ungefähr so originell wie der Name »Kamm Together« für einen Frisiersalon.
Die Analyse:
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»Tatort: Rapunzel«, Sonntag, 20.15, Das Erste
Szene mit Elena Flury: Lass Dein Haar herunter!
Foto: Salvatore Vinci / SRF