Peter Scholl-Latour soll für den BND gearbeitet haben
Laut Recherchen des WDR hat der 2014 verstorbene Journalist und Sachbuchautor Peter Scholl-Latour für den Bundesnachrichtendienst (BND) gearbeitet. Allerdings nicht als für den Dienst angeworbener und bezahlter Agent oder als »reguläre Quelle«. Durchaus aber als Zuträger von Informationen.
So soll Scholl-Latour dem BND über seine Reisen und Gesprächspartner berichtet haben. Er soll dem BND etwa angeboten haben, eine von ihm erstellte Dokumentation, für die er 1979 mit Mudschahidin in Afghanistan unterwegs war, zuerst zu sichten. In Beirut soll Scholl-Latour zudem eine Quelle des BND getroffen haben. Und 1986 bemühte er sich offenbar, eine Person aus der DDR zu identifizieren, die für das Internationale Rote Kreuz in Ostafrika tätig war.
Nach den Recherchen des WDR sei Scholl-Latour mit verschiedenen Decknamen bezeichnet worden, in den Akten sei er zum Beispiel unter dem Decknamen »Scholar« geführt worden.
Peter Scholl-Latour war einer der wichtigsten Journalisten der Bundesrepublik. Er arbeitete als Afrika-Korrespondent für die ARD und leitete für den Sender das Studio in Paris. Für das ZDF war er als Chefkorrespondent tätig, später gab er den »Stern« heraus. Scholl-Latour war auf der ganzen Welt unterwegs und berichtete in zahlreichen Sachbüchern von seinen Reisen.
Bundesnachrichtendienst setzte im Kalten Krieg immer wieder Journalisten ein
Seine Zusammenarbeit mit dem BND ist insofern bedeutsam, als sie nach dem Kodex des deutschen Presserates eigentlich ausgeschlossen ist. Dort heißt es, nachrichtendienstliche Tätigkeiten von Journalisten und Verlegern seien mit den Pflichten aus dem Berufsgeheimnis und dem Ansehen der Presse nicht vereinbar.
Vom WDR zu Scholl-Latour befragt, antwortete eine Sprecherin auf Anfrage des ZDF, dass der Sender »keine Kenntnis« über die »geschilderten angeblichen Vorgänge aus den Achtzigerjahren« habe. Die Witwe des Journalisten habe sich nicht äußern wollen.
Dass der BND besonders im Kalten Krieg dennoch Journalisten als Gelegenheitsquellen führte und teilweise auch für ihre Tätigkeit bezahlte, zeigte spätestens ein 2006 vorgelegter Untersuchungsbericht. Aus ihm ging hervor, dass der Geheimdienst Journalisten und Buchautoren auch überwacht hatte, um an Informationen zu kommen.
Peter Scholl-Latour hatte Kontakte bis in hochrangige politische Kreise. 1983 interviewte er Erich Honecker
Foto: ADN Zentralbild / picture alliance / dpa