Daniel Kehlmann sieht Parallelen zwischen den USA unter Trump und Nazideutschland
Mit seinem Roman »Lichtspiel« scheint Daniel Kehlmann in den USA einen Nerv getroffen zu haben. Das Buch verhandelt die Gleichschaltung der Kultur in der NS-Zeit, bei vielen Amerikanern weckt dies Assoziationen zur aktuellen Politik unter Donald Trump. Beim Autor selbst sorgt die positive Resonanz für gemischte Gefühle.
»Es ist erstaunlich, wie schnell sich dieses Land angepasst hat«, sagt Kehlmann im Gespräch mit Deutschlandfunk Kultur . Die große Anerkennung für seinen Roman in den USA habe ihn erstaunt. »Ich sehe das natürlich mit Freude, aber natürlich auch ein bisschen mit gemischten Gefühlen.« Ihm wäre lieber, wenn sich die Welt nicht in einer derartigen Krise befinde.
»Die Gleichschaltung der Kultur findet drastisch statt«
Die Parallelen zwischen der NS-Zeit und den USA unter Präsident Trump sieht Kehlmann als gegeben. »Die Gleichschaltung der Kultur findet drastisch statt«, so der Schriftsteller. Es würden im großen Stil Regierungsmittel für den Kultursektor gestrichen. »Dort, wo es noch Unterstützung gibt, müssen die Leute extrem aufpassen, was sie sagen.« Zwar würde aus dem Bereich der Kultur noch niemand ins Gefängnis gebracht, er beobachte jedoch eine Art vorauseilenden Gehorsams. Insgesamt herrsche, wie auch in seinem Roman, eine »Atmosphäre der allgemeinen Anpassung an die Diktatur«.
Auch er selbst müsse sich Sorgen machen, ob ihm das Visum entzogen werde, sagt Kehlmann. »Für mich ist das kein Drama. Ich kann natürlich jederzeit nach Berlin gehen, aber für viele Menschen ist das dann doch existenziell hochgefährlich«, sagt er mit Blick auf die jüngste Ankündigung des US-Außenministeriums, chinesischen Studierenden die Visa entziehen zu wollen.
Eine leise Hoffnung, dass Trump die Unterstützung der Menschen im Land verlieren könnte, hegt der Schriftsteller mit Blick auf die Zollpolitik. Sollte der Handelskrieg des Präsidenten die amerikanische Wirtschaft nachhaltig schädigen, könnte das Trump seine Anhängerschaft kosten: »Ich weiß, wie schrecklich das klingt«, sagt Kehlmann. »Aber besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.«