„Ich höre eigentlich mehr ACDC“: So fieberten Fans dem Konzert von Roland Kaiser in der Berliner Waldbühne entgegen

Er wuchs im Wedding auf und wurde mit Gassenhauern berühmt. Heute ist Roland Kaiser eine deutsche Entertainer-Legende. Selbst, wer mit seiner Musik nichts anfangen kann, zollt ihm spätestens dann Respekt, wenn die Sprache auf die überstandene Lungentransplantation kommt – und sein weiteres Singen und Auftreten.

Am Samstagabend steht Roland Kaiser auf der Berliner Waldbühne. 20.000 Zuhörer werden erwartet. Schon am späten Nachmittag waren die ersten Fans zum Veranstaltungsort unterwegs. Bereits in der S-Bahn fielen die Hüte, Krönchen und T-Shirts auf: „Roland Kaiser“, meist in goldenen Lettern auf rosafarbenem, weißen oder schwarzen Grund. Die Fans des Schlagerstars waren auch drei Stunden vor Konzertbeginn schon auf dem Weg zu ihrem Idol.

Während manche schon Schlange stehen, machen es sich andere noch mit einem Sekt gemütlich.

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Holger (69) ist mit seiner Frau Jutta da. Seit „Santa Maria“, dem Lied, mit dem Roland Kaiser in den 80ern der Durchbruch gelang, ist er Anhänger des Sängers. Auf seinen ersten Konzertbesuch musste er aber einige Jahre warten. „In der DDR konnte man den ja nicht sehen“, erinnert er sich. Nach der Wende ging’s dann aber in den frühen 90ern schnell zum ersten Konzert. Und viele weitere sollten folgen.

Max hatte schon früher Glück. Er war Requisiteur beim DDR-Fernsehen und hat Roland Kaiser so schon Ende der 80er bei einem Fernsehauftritt kennengelernt. „Ich war sogar mit ihm Mittagessen. Schon damals super Typ, total bodenständig.“ Genau das sei der Unterschied zu den anderen Schlagerstars.

Vier Stunden Autofahrt aus Cloppenburg

Katrin Bahlmann (52) ist zusammen mit anderen „Kaiserinnen“ da. Für sie ist Roland Kaiser „Herzschmerz, Tiefgang und klare Haltung“. Er besinge nicht nur säuselnd die Liebe, sondern zeige mit Liedern wie „Achtung und Respekt“ auch klare Kante gehen Hass und Hetze. Das ist ihr auch vier Stunden Autofahrt aus Cloppenburg wert. Nach Bremen, Meppen und Dresden ist Berlin das vierte Konzert in diesem Jahr, das sie besucht.

Für Katrin Bahlmann (52, vierte von links) ist Roland Kaiser „Herzschmerz, Tiefgang und klare Haltung“.

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Auch für Dagmar Merten (66) ist klar: „Roland Kaiser ist nicht nur einmal im Jahr“. Nach einem Konzert in Leipzig steht jetzt Berlin auf dem Programm. Was den Kaiser so besonders macht? „Er bringt die Generationen zusammen, das schafft sonst keiner“. Und so freut sie sich mit ihrer Tochter, der besten Freundin und deren Töchtern aufs Mitsingen, wenn’s endlich losgeht.

Dagmar Merten (Mitte) kann Roland Kaiser auch mehrmals pro Jahr live hören.

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Quiz: Roland Kaiser und sein Leben in Berlin

Als Hard Rock Fan zu Roland Kaiser? Auch das ist möglich! Gabi ist aus Stuttgart angereist und gesteht: „Ich höre eigentlich mehr ACDC“. Gegen ihre Tennismannschaft aber war sie wehrlos. „Im Gruppenchat wurden auf einmal die T-Shirts bestellt. Ich wurde gezwungen, das zu tragen!“ Dabei muss sie lachen – und man ahnt: Auch sie wird auf diesem Konzert ihren Spaß haben.

Rita und Tochter freuen sich auf das Konzert.

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Roland Kaiser war zuletzt im Mai in Berlin. Rita war mit ihrer Tochter dort. „Die Stimmung ist unbeschreiblich“, sagt sie. „Man kommt mit den Leuten vor und hinter sich ins Gespräch. Alle sind so nett – und singen mit!“ Grund genug für sie, jetzt direkt wiederzukommen.

Auch die Lichtshow am späten Abend entlohnte die Besucher für die Anreise und die Wartezeit.

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Ein Polizist im Streifenwagen fasst die Kaiser-Fans vielleicht am besten zusammen: „Das sind einfach Leute, die Lust auf eine gute Zeit haben. Keine Rivalitäten wie beim Fußball“.