Der Münster-»Tatort« im Schnellcheck
Das Szenario:
Münster als Wiege des Fahrrads. Durch den Mord in einer Fabrikantenfamilie, die in fünfter Generation Zweiräder zusammenschrauben lässt, werden Kommissar Thiel (Axel Prahl) und Gerichtsmediziner Boerne (Jan Josef Liefers) tief in die Geschichte des Fortbewegungsmittels hineingezogen. Der Rest ist Pizzamampfen, Knochenreste zusammenpuzzeln und Klugscheißen auf hohem velophilen Niveau.
Der Clou:
Was Sie schon immer über die Geschichte des Rades wissen wollten, aber dann doch nicht so interessant fanden, dass Sie in einem Buch nachschlagen wollten. Dieser erwartbar drollige Münster-»Tatort« ist vollgestellt mit kleinen Reminiszenzen ans historische Strampeln und Rollen. Am Ende läuft es auf eine heitere Verschwörungstheorie hinaus, wonach das Fahrrad, so wie wir es heute kennen, in Münster erfunden wurde.
Der Auftritt:
Mechthild Großmann als Staatsanwältin Wilhelmine Klemm. Großmann, 77, hört nach 22 Jahren beim Münster-»Tatort« auf. In ihrer Abschiedsfolge gönnt sie sich noch mal einen großen Auftritt. Während sie Moody Blues’ »Nights in White Satin« hört, schenkt sie sich, gekleidet in schwarze Seide, Schampus ein und spricht zu sich selbst: »Wissen Sie, was gut zu Champagner passt? Ich!« Wir werden die Lady in Black vermissen.
Das Bild:
Kommode des Grauens. In der Wohnung des Mordopfers, offenbar ein Ekel, stehen auf dem Möbelstück signierte Bilder jener Männer, mit denen er Geschäfte gemacht hatte. Zum Beispiel Osama bin Laden und Kim Jong Un.
Der Song:
»Bicycle« von Queen . Läuft gleich zu Anfang. Wer da nicht mitsingen will, kriegt eine Acht ins Rad gehauen.
Die Bewertung:
7 von 10 Punkten. Einer der besseren der unkategorisierbaren Münsteraner Quatschkrimis: Nennen wir es mal eine Drahteselei mit doppeltem Boden.
Die Analyse:
Lesen Sie bitte hier weiter!
»Tatort: Die Erfindung des Rades«, Sonntag, 20.15 Uhr, Das Erste
Schauspielerin Großmann als Wilhelmine Klemm: Lady in Black (wenn auch nicht in Satin)
Foto: Frank Dicks / WDR