„Zeitgemäße Lösung finden“: Auch Prien fordert Einigung von Ländern – kann Söder die Blockade im Sommerferien-Streit halten?

Die Schulkinder in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen freuen sich bereits über die Sommerferien, sie sind in diesem Jahr die ersten. Im nächsten Jahr starten Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland: Deutschland hat ein rollierendes System, seit 50 Jahren stimmen sich die Bundesländer untereinander ab.

Nur zwei Bundesländer beteiligen sich daran nicht: Bayern und Baden-Württemberg. Dort haben die Schülerinnen und Schüler immer erst ab Ende Juli oder Anfang August bis Mitte September frei.

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Das gefällt schon länger nicht allen in der Republik. Nach der jüngsten Forderung aus Nordrhein-Westfalen, die Regelung zu ändern, weil NRW auch gerne mal einen späteren Start hätte, keilte der bayerische Ministerpräsident umgehend zurück: „Wir haben unseren Ferienrhythmus, der ist sozusagen fest in der DNA der Bayern drin“, sagte CSU-Chef Markus Söder.

Und auch Winfried Kretschmann, grüner Ministerpräsident im Ländle, machte schnell deutlich, dass kein neues System gewünscht sei.

Wir werden über die Ferienregelung ab 2030 diskutieren müssen und auch über den Sonderstatus von Bayern und Baden-Württemberg.

Conrad Clemens, Kultusminister in Sachsen (CDU)

Offiziell wird der Ferientermin in den beiden Bundesländern schon lange nicht mehr mit Erntearbeiten von Kindern begründet, sondern mit dem zeitlichen Abstand zu den zweiwöchigen Pfingstferien. Doch werden die beiden Länderchefs die wiederkehrende Debatte auch dieses Mal ersticken können?

Schulferien

Im Jahre 1964 haben die Bundesländer im „Hamburger Abkommen“ entschieden, ihre Sommerferientermine aufeinander abzustimmen. Das soll helfen, Reiseverkehr und Tourismus zu entzerren. Seither legt die Kultusministerkonferenz die Termine fest, die Termine stehen bis 2030. Frühestens beginnen dürfen die Ferien am 20. Juni, spätestens enden am 15. September.

Nachdem sich mit Niedersachen, Thüringen und Hamburg bereits andere Länder angeschlossen hatten, dringt auch Sachsen darauf, dass Bayern und Baden-Württemberg ihre Sonderrolle bei den Sommerferien aufgeben.

Der Kultusminister in Dresden, Conrad Clemens (CDU), sagte der „Bild“: „Sachsen ist dieses Jahr im Ländervergleich relativ früh dran, das hat auch seine Vorteile. Dennoch werden wir über die Ferienregelung ab 2030 diskutieren müssen und auch über den Sonderstatus von Bayern und Baden-Württemberg.“

Und Sven Teuber (SPD), Bildungsminister von Rheinland-Pfalz, forderte nach Angaben der Zeitung in der Kultusministerkonferenz „konstruktive und gemeinsame Lösungen – auch von den Ländern, die sich bisher wenig beweglich zeigen“.

Nach den Ländern meldete sich nun auch Bundesbildungsministerin Karin Prien zu Wort. „Es ist Sache der Kultusministerkonferenz und der Länder, hier eine zeitgemäße Lösung zu finden“, sagte die CDU-Politikerin der „Bild“.

Für eine Reform plädiert auch der Bundeselternrat. Zwar habe die Sonderregelung in Bayern und Baden-Württemberg historische und strukturelle Hintergründe, „die ebenfalls zu respektieren sind“, sagte Aline Sommer-Noack, stellvertretende Vorsitzende des Bundeselternrats, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).

Sie betonte jedoch: „Aus vielen Ländern wurde in den vergangenen Jahren wiederholt angemerkt, dass ein einheitlicher rollierender Ferienzyklus die Planungen für Familien, insbesondere mit Kindern in verschiedenen Schularten oder Bundesländern, deutlich erleichtern könnte.“

Der Osten macht den Anfang, der Süden bildet das Schlusslicht. So liegen die Ferientermine in diesem Jahr.

© dpa/dpa-infografik GmbH

Der Landesverband der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) von Baden-Württemberg erwartet nicht, dass die Eingliederung der beiden südlichen Bundesländer in das rollierende Feriensystem gelingt: „Diese jährlich wiederkehrende Debatte kann man sich eigentlich sparen. Es ist utopisch, dass sich daran etwas ändern wird. Daran haben sich schon viele Kultusministerinnen und -minister in den vergangenen Jahrzehnten die Zähne ausgebissen“, sagte GEW-Landesgeschäftsführer Matthias Schneider dem RND.

Die GEW Baden-Württemberg zeige sich aber grundsätzlich offen für eine Reform des Feriensystems: „Die Verteilung muss nur für die Kinder pädagogisch sinnvoll sein“, sagte Schneider.

Pädagogisch sinnvoll wäre etwa eine Ferienaufteilung in „Trimester“-Blöcken. Damit könnte es längere Unterrichtsabschnitte geben, die nicht so häufig von kurzen Ferien unterbrochen würden. Das gelte vor allem für das zweite Halbjahr, in dem es in Baden-Württemberg je zwei Wochen Oster- und Pfingstferien gibt.