Neue Intendantin Massing sieht Deutsche Welle als Teil des Informationskriegs
Als deutscher Auslandsrundfunk steht die Deutsche Welle (DW) im Wettbewerb mit anderen Sendern, die in den jeweiligen Ländern ihr Programm verbreiten. Was tun, wenn darunter Propaganda oder Beeinflussung ist? Die neue DW-Intendantin Barbara Massing hat nun angekündigt, den Auslandssender als unabhängige Stimme Deutschlands weltweit ausbauen zu wollen.
»Für uns ist es aktuell wichtig, einen stärkeren Fokus auf die Berichterstattung über Europa zu legen, insbesondere auch für Länder in Mittel- und Osteuropa und in den entsprechenden Sprachen«, sagte Massing im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. »Im Informationskrieg, in dem wir uns derzeit befinden, spielt die Deutsche Welle eine wesentliche Rolle, etwa in der Berichterstattung über den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine.« Sie wolle »die europäische und deutsche Perspektive global sichtbar machen, weil andere das nicht so stark tun«.
Barbara Massing trat ihr Amt am 1. Oktober an und ist damit die erste Frau an der Spitze der DW. Seit 2014 war sie als Verwaltungsdirektorin Teil der DW-Geschäftsleitung. 2006 hatte sie in dem Haus angefangen. Die Kölnerin baute in leitender Position unter anderem die Unternehmensstrategie auf. Als Intendantin folgte sie auf Peter Limbourg, der seit 2013 Chef des deutschen Auslandssenders war. Nach zwei Amtszeiten und insgesamt zwölf Jahren hatte er entschieden, nicht erneut zu kandidieren.
Eines von Massings Zielen sei es, die DW international sichtbarer und zugänglicher zu machen. »In vielen Ländern werden wir neutral und weniger von Interessen gesteuert wahrgenommen, zum Beispiel in Syrien. In anderen Ländern wie Russland arbeiten wir mit Zensur-Umgehungsmaßnahmen, und unsere Reichweite wächst«, erklärte sie. Nutzerinnen und Nutzer greifen teilweise über verschlüsselte VPN-Verbindungen, speziell eingerichtete Proxy-Seiten oder den Browser Tor auf DW-Angebote zu. »Wir kooperieren mit Psiphon, einer App aus Kanada, die Zugriff ermöglicht. Wir entwickeln zudem eine vereinfachte App, um Datenvolumen zu reduzieren«, sagte Massing.
Mehr Mittel für 2025 vorgesehen
Um die Reichweite zu sichern, sei die DW Massing zufolge auf verlässliche Finanzierung angewiesen. Für 2025 sind rund 425 Millionen Euro im Haushalt vorgesehen, etwa 15 Millionen mehr als 2024. Das Geld stammt vollständig aus Steuermitteln des Bundes. 2023 hatten Kürzungen ein Einsparpaket von 20 Millionen Euro für 2024 nötig gemacht. Es war unter anderem mit Stellenabbau und Einschnitten bei Sprachangeboten sowie der Sport- und Kulturberichterstattung verbunden.