Bob-Vylan-Europatour komplett abgesagt

Der Auftritt des britischen Punk-Rap-Duos Bob Vylan beim Festival in Glastonbury hat weitere Folgen: Die geplanten Auftritte von Bob Vylan bei der Europatour der New Yorker Band Gogol Bordello wurden komplett abgesagt. Dies bestätigten beide Musikgruppen über ihre Social-Media-Kanäle.

Hintergrund ist der Eklat, den Bob Vylan bei ihrem von der BBC live übertragenen Auftritt beim Glastonbury-Festival ausgelöst hatten. Frontmann Bobby Vylan animierte das Publikum zu Sprechchören wie »Death, death to the IDF« (Tod den israelischen Streitkräften). Zudem rief der Rapper die umstrittene propalästinensische Parole »From the river to the sea, Palestine must be, will be free«.

Unter anderem äußerte der britische Premierminister Keir Starmer scharfe Kritik. Bei der BBC legte die Musikchefin nach Kritik an der Liveübertragung des Auftritts ihr Amt nieder. Das US-amerikanische Außenministerium verweigerte Bob Vylan die Visa für eine geplante Tournee in den Vereinigten Staaten.

Auch in Deutschland gerieten Bob Vylan in die Kritik. Unter anderem forderte der Beauftragte der Bundesregierung für den Kampf gegen Antisemitismus, Felix Klein, die Veranstaltenden von Konzerten und Festivals auf, Auftritte des Duos abzusagen. »Ich finde es abstoßend und unwürdig, die Bühne eines Musikfestivals gezielt und öffentlich für Hass und Hetze zu missbrauchen und zum Tod von Menschen aufzurufen«, sagte Klein den Tageszeitungen der Funke Mediengruppe.

Drohung in Amsterdam

Seine Forderung war da für die anstehende Herbsttour offenbar schon erfüllt: Der deutsche Konzertveranstalter bestätigte am Donnerstag, »dass Bob Vylan bereits kurz nach Bekanntwerden ihrer Aussagen beim Glastonbury nicht mehr Teil der von uns veranstalteten Konzerte von Gogol Bordello waren«. Weiter teilte FKP Scorpio mit: »Wir selbst unterstützen selbstverständlich keine Aussagen im Kontext öffentlicher Darbietungen, die nicht von der Kunst- und Meinungsfreiheit gedeckt sind. Klare Aufrufe zur Gewalt sind für uns daher nicht akzeptabel.«

Auch außerhalb Deutschlands lösten geplante Shows von Bob Vylan bereits Kontroversen aus. Festivalauftritte in England und Frankreich waren bereits kurz nach Glastonbury abgesagt worden. Ein für Freitag in Herk in der belgischen Region Limburg geplanter Auftritt steht weiter im Programm . Die in Brüssel ansässige European Jewish Association  (EJA) drängte den Veranstalter zur Absage.

Nach der Absage für die acht in Deutschland geplanten gemeinsamen Konzerte stand die Frage weiter im Raum, ob Bob Vylan bei den restlichen Shows von Gogol Bordello im September und Oktober im Vorprogramm auftreten können würden. Hier der ursprüngliche Tourplan:

Am ersten geplanten Tourhalt in Amsterdam hatten zwei maskierte Personen vor dem Musikclub Paradiso ein Banner mit der Aufschrift »If Bob Vylan plays that night, Amsterdam will stand and fight« gezeigt . Die Paradiso-Betreiber nannten es »zutiefst besorgniserregend, dass solcher Druck auf unsere Programmfreiheit ausgeübt wird«. Man wolle sich dem aber nicht beugen, allerdings die Sicherheitsvorkehrungen erhöhen.

»Unter gegebenen Umständen logistisch nicht möglich«

Doch nun steht fest, dass Bob Vylan am 12. September nicht in Amsterdam im Vorprogramm von Gogol Bordello spielen werden – und auch nicht auf den anderen Konzerten von deren Europatour. In einem über Instagram verbreiteten Statement betonte die Band um den in der Ukraine geborenen Frontmann Eugene Hütz, die Absage der Auftritte von Bob Vylan in Deutschland sei nicht ihre Entscheidung gewesen und habe außerhalb ihrer Kontrolle gelegen. Gogol Bordello hätten die Situation selbst beurteilen wollen.

Bob Vylan hatten sich nach der ersten öffentlichen Empörung erklärt und den »Death to the IDF«-Slogan als Kritik an der israelischen Kriegsführung im Gazastreifen dargestellt. »Wir sind nicht für den Tod von Juden, Arabern oder irgendeiner anderen Gruppe von Menschen«, schrieb das Duo auf seinem Instagram-Account, vielmehr gehe es um »den Abbau einer gewalttätigen Militärmaschinerie«.

Gogol Bordello gaben bekannt, sie hätten nach dieser Erklärung Kontakt zu Bob Vylan aufgenommen und sich darum bemüht, gemeinsame Auftritte außerhalb Deutschlands möglich zu machen. Man habe »emsig zusammen mit unseren Freunden Bob Vylan« an einer Lösung gearbeitet. Doch letztlich sei es dem britischen Duo »unter den gegebenen Umständen logistisch nicht möglich«, an der Tournee teilzunehmen.

Bob Vylan ihrerseits verkündeten auf ihrem Instagram-Account: »Wegen logistischer Komplikationen haben wir entschieden, unsere Freunde von Gogol Bordello nicht auf deren Europatour zu begleiten«. Das Duo kündigte aber an, in den kommenden Monaten auf den Kontinent zu reisen, »zu Festivals und Auftritten als Hauptact«.

Zu Hause in England gaben Bob Vylan in der vergangenen Woche kurzfristig angekündigte Auftritte in London und Bristol. Als bei der Show im Londoner 100 Club im Publikum »Death to the IDF«-Gesänge erklangen, unterbrach Frontmann Bobby Vylan diese schnell: »Nein, nein, nein«, sagte er, »ihr bringt mich in Schwierigkeiten!«.

Mit Material der dpa

Eugene Hütz von Gogol Bordello: »Alles versucht«

Foto: Roy Rochlin / Getty Images