Silvesterparty in Berlin abgesagt: Innensenatorin hat Sicherheitsbedenken – Gastronomen fordern alternatives Konzept

Berlins Innensenatorin Iris Spranger fordert, die Absage der traditionellen großen Silvester-Party am Brandenburger Tor zu überdenken, und äußert Sicherheitsbedenken. „Sollte es wie bisher an diesem zentralen Ort in Berlin keine organisierte Veranstaltung mehr geben, kann es erforderlich sein, eine weitere Pyroverbotszone einzurichten“, sagte die SPD-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur. „Das wäre ein enormer Kraftakt für die Einsatzkräfte der Polizei Berlin und der Berliner Feuerwehr gerade zu Silvester in Berlin“, erklärte Spranger. 

Die Silvesternacht stellt die Berliner Polizei und Feuerwehr alljährlich vor große Herausforderungen. Zum Jahreswechsel 2024/2025 waren rund 3000 Polizistinnen und Polizisten laut Innenverwaltung zusätzlich zu 1000 ohnehin im Dienst befindlichen Beamten im Einsatz. Dazu kamen etwa 1500 Helfer der Feuerwehr. Laut Polizei wurden mehr als 1500 für Silvester typische Straftaten registriert

Spranger: Party gehört zum Silvesterabend dazu

Innensenatorin Spranger verwies auch auf das Image und die Attraktivität der Hauptstadt: „Diese Bilder vom Brandenburger Tor an Silvester sind einzigartig“, so Spranger. Für viele Familien gehöre die Party live oder im Fernsehen seit Jahren zum Silvesterabend dazu. 

Kritik an der Absage äußerte auch die Gewerkschaft der Polizei (GdP), die ein Pyrotechnikverbot für Privatleute fordert und sich für organisierte Veranstaltungen als Alternative einsetzt. „Die Absage der zentralen Veranstaltung am Brandenburger Tor läuft genau in die entgegengesetzte Richtung“, erklärte GdP-Sprecher Benjamin Jendro. Die Party am Berliner Wahrzeichen sei zwar personalintensiv, ziehe aber viele Menschen an. Wenn sich diese zum Feiern in der Stadt verteilten, werde es umso schwerer, Silvesterrandalierer zu identifizieren. 

Für den kommenden Jahreswechsel hat der Veranstalter die Feier, die zuletzt immer im ZDF live übertragen wurde, endgültig abgesagt. Denn Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner kündigte mit Blick auf die angespannte Haushaltssituation an, dass die traditionelle Silvester-Sause in Berlins Mitte definitiv keine Zuschüsse mehr vom Land bekommt. 

Gastronomen fordern alternatives Konzept

„Die Silvesterveranstaltung am Brandenburger Tor ist ein Aushängeschild für Berlin – mit internationaler Strahlkraft“, schrieb Gerrit Buchhorn, der Hauptgeschäftsführer des Hotel- und Gastronomieverbands Berlin (Dehoga) dem Tagesspiegel. Die Feier ziehe Gäste aus aller Welt an, stehe für Lebensfreude und Offenheit – und sei ein wichtiger Impuls für den Tourismus, die Hotellerie und die Gastronomie der Hauptstadt. „Wir würden es sehr begrüßen, wenn gemeinsam mit allen Beteiligten nach einer tragfähigen und nachhaltigen Lösung gesucht wird, um dieses Ereignis auch künftig zu ermöglichen.“

Christian Tänzler, Sprecher der maßgeblich vom Land Berlin finanzierten Tourismusagentur visitBerlin, bestätigte, dass das Fest am Brandenburger Tor in den letzten Jahren „ein Anziehungspunkt für unsere Gäste“ gewesen sei, warb zugleich dafür, dass Berlin zum Jahreswechsel auch ohne diese Show eine Reise wert sei. „Berlin ist bekannt für sein vielfältiges Silvesterangebot, verteilt über die ganze Stadt“, sagte er auf Anfrage. Und: „Es ist nachvollziehbar, dass in Zeiten leerer Kassen ein großes Fest nicht aus Steuermitteln finanziert werden kann.“

Bei der Industrie- und Handelskammer und den Unternehmensverbänden (UVB) hält man sich mit einer Bewertung zurück. „Die Silvesterparty am Brandenburger Tor hat Tradition, ist medienwirksam und erwirtschaftet Stadtrendite. Zugleich aber handelt es sich dabei auch um das Event eines privaten Veranstalters, der für die Durchführung und Finanzierung verantwortlich ist“, erklärte Oliver Panne von den UVB.

Tradition seit 1989

Die erste große Feier zum Jahreswechsel gab es am Brandenburger Tor nach dem Mauerfall 1989. Auf der Straße des 17. Juni zwischen dem Wahrzeichen und der Siegessäule entwickelte sich dann die Tradition einer Partymeile mit Bühnen, Speis und Trank. 

Im Verlauf der Jahre wurden die Sicherheitsvorkehrungen aufgestockt, die Größe der Veranstaltung begrenzt und Eintrittsgeld eingeführt. Im vorigen Jahr wurden mehr als 60.000 Besucher gezählt, die je 20 Euro dafür bezahlten. (mit dpa)