Als wäre sie nie weg gewesen: Das beeindruckende Comeback der Lena Oberdorf
Lena Oberdorf wurde zwar mehr angeschossen, als dass sie den Ball wirklich bewusst Richtung Tor brachte, feiern lassen durfte sie sich anschließend trotzdem. Immerhin stand die 23-Jährige bei der scharfen Hereingabe ihrer Teamkollegin Georgia Stanway in den Fünfmeterraum goldrichtig und sorgte für das zwischenzeitliche 2:0 des FC Bayern gegen den SC Freiburg.
Beim 4:0-Sieg der Deutschen Meisterinnen am Dienstagabend erzielte Oberdorf bereits ihr drittes Tor im vierten Spiel der Fußball-Bundesliga und bewies damit einmal mehr, wie wichtig sie schon jetzt für die Münchnerinnen ist. Erst gegen RB Leipzig vor eineinhalb Wochen schnürte sie bei ihrem Startelfdebüt für die Bayern ein Doppelpack. Einen besseren Einstand hätte sich der gefühlte Neuzugang nicht wünschen können.
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Ein Jahr und zwei Monate ist es her, dass sich Oberdorf bei einem Spiel mit dem deutschen Nationalteam einen Kreuzbandriss zuzog. Erst in diesem Sommer kehrte sie auf den Platz zurück und es scheint so, als habe sie schon immer bei Bayern gespielt.
Sie ist eine Spitzenspielerin. Sie ist eine Spielmacherin. Sie kann jede Position im Zentrum spielen.
José Barcala, Trainer von Bayern München, über Lena Oberdorf
Ob sie im Zentrum gemeinsam mit Stanway oder Sarah Zadrazil auf der Doppelsechs agiert oder auf der Zehnerposition eingesetzt wird, Oberdorf fügt sich nahtlos ein. „Sie ist eine Spitzenspielerin. Sie ist eine Spielmacherin. Sie kann jede Position im Zentrum spielen“, meinte ihr Trainer José Barcala schon nach dem Sieg im Supercup über den VfL Wolfsburg. „Es ist fantastisch, Lena Oberdorf wieder dabei zu haben.“
Dass sie auch Qualitäten als Torjägerin hat, zeigte sie in ihrer bisherigen Karriere schon öfter. In dieser Spielzeit braucht sie durchschnittlich nur 72 Minuten, um ein Tor zu erzielen – entweder mit Fernschüssen oder nach Standards. Gerade ruhende Bälle sind eine große Stärke der Münchnerinnen, die durch Oberdorfs Physis auch auf internationalem Niveau zum entscheidenden Faktor werden könnte. Gemeinsam mit Innenverteidigerin Vanessa Gilles, einem echten Neuzugang, führt sie aktuell die interne Torjägerliste an. Fünf der sechs Treffer der beiden fielen nach Standards.
Oberdorf muss Ausfall von Zadrazil kompensieren
Lena Oberdorfs Kernkompetenz wird künftig aber sicherlich nicht die sein, Tore zu erzielen. Ihre Stärke liegt weiterhin darin, Zweikämpfe zu gewinnen, Bälle abzufangen oder zu erobern. Gegen Freiburg gelang ihr das gleich neunmal und damit so oft wie keiner anderen Spielerin auf dem Platz.
Dabei überzeugt sie mit ihrer Kompromisslosigkeit und das ein oder andere Mal auch mit punktgenauen Grätschen, die dafür sprechen, dass sie ihrem Knie wieder vollends vertraut. In einem Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ im vergangenen Oktober hatte sie dieses Vertrauen noch die größte Herausforderung genannt.
Im DFB-Pokal gegen den BVB
Für den FC Bayern geht es schon in wenigen Tagen im DFB-Pokal weiter. Am Montagabend (18.30 Uhr, Sky und WDR-Livestream) trifft der Rekordmeister in der ersten Runde auf den Regionalligisten Borussia Dortmund.
Im Stadion Rote Erde, im Schatten des großen Stadions, wird eine Rekordkulisse erwartet. Nachdem die ursprünglich verfügbaren 10.000 Tickets innerhalb kürzester Zeit ausverkauft waren, wurde die Kapazität auf 15.755 Karten erhöht. (dpa)
Laut eigener Aussage ist Oberdorf mittlerweile wieder bei 80 Prozent ihrer Leistungsfähigkeit angelangt. „Manchmal merke ich schon, dass die Luft knapp wird, aber das wird auch besser mit mehr Spielen. Spielerisch finde ich es schon ganz in Ordnung“, sagte sie dem „Kicker“.
Für den FC Bayern wird es nun wichtig sein, dass sie schnell wieder an ihr absolutes Topniveau herankommt. Weil sich Zadrazil, für die Oberdorf am Dienstagabend eingewechselt worden war, laut Bayerns Sportdirektorin Bianca Rech „sehr wahrscheinlich schwerer verletzt“ hat, dürfte die Schonzeit Oberdorfs nämlich vorbei sein.
Bleibt sie fit, wird sie über kurz oder lang auch wieder im deutschen Nationalteam auflaufen. „Ich habe extrem viel Lust, wieder in der Nationalelf zu spielen“, sagte Oberdorf jüngst, wobei sie laut eigener Aussage noch kaum Kontakt mit Bundestrainer Christian Wück gehabt habe. „Er wollte mich wohl erstmal in Ruhe lassen. Natürlich will ich in der Nationalelf wieder angreifen, aber die Entscheidung liegt bei Christian.“
Im Oktober trifft Deutschland im Halbfinale der Nations League auf Frankreich. In Oberdorfs aktueller Form dürfte für Wück dann kaum mehr ein Weg an der Münchnerin vorbeigehen.