CBS News nimmt Trump-kritischen Bericht über Abschiebegefängnis aus dem Programm

Der US-Sender CBS News hat nur drei Stunden vor der geplanten Ausstrahlung einen Bericht über das Cecot-Hochsicherheitsgefängnis in El Salvador  verschoben. In dem Beitrag geht es um von der Trump-Regierung dorthin abgeschobene Männer. Die entsprechende Folge der Sendereihe »60 Minutes« werde zu einem späteren Zeitpunkt ausgestrahlt, teilte der Sender am Sonntag in sozialen Medien mit.

Eine genauere Begründung lieferte der Sender zunächst nicht. Sharyn Alfonsi, eine an der Sendung beteiligte Journalistin, kritisierte daraufhin ihre Senderleitung in einer E-Mail an ihre Kollegen, aus der die »New York Times« zitiert: »Unsere Geschichte wurde fünfmal geprüft« hieß es darin. Sowohl die Rechtsabteilung als auch die Faktenchecker im Haus hätten den Beitrag freigegeben. »Er ist faktisch korrekt. Meiner Ansicht nach ist die jetzige Zurücknahme des Artikels, nachdem alle strengen internen Prüfungen abgeschlossen sind, keine redaktionelle, sondern eine politische Entscheidung.«

Auf Anfrage der »New York Times« erklärte CBS-News-Chefin Bari Weiss, es sei ihre Aufgabe sicherzustellen, dass alle veröffentlichten Recherchen so gut wie möglich sind. »Geschichten, die aus irgendeinem Grund noch nicht fertig sind – etwa weil ihnen der nötige Kontext fehlt oder weil wichtige Stimmen fehlen –, werden täglich in jeder Redaktion zurückgehalten.« Sie fügte hinzu, sie freue sich darauf, den Beitrag auszustrahlen, »sobald er fertig ist«.

Weiss war erst im Oktober installiert worden und gilt als umstritten , viele Beobachter fürchteten im Vorfeld ein Umschwenken des Senders auf Trump-Linie. Dem Bericht der Zeitung zufolge hatte Weiss zahlreiche Bedenken an dem Stück angemeldet und Änderungen verlangt – unter anderem, dass die Reportage eine Stellungnahme der Trump-Regierung enthalten solle. So habe sie etwa ein Interview mit dem Hardliner Stephen Miller vorgeschlagen, Vizestabschef von Donald Trump.

CBS gehört zur Mediengruppe Paramount. Diese wiederum gehört seit dem Sommer der Familie des Softwaremilliardärs Larry Ellison, der als Trump-Unterstützer bekannt ist. Ebenfalls im Sommer hatte der Sender das Aus des Trump-kritischen Late-Night-Talkers Stephen Colbert für Mai 2026 bekannt gegeben.

Der US-Sender und US-Präsident Trump haben eine Vorgeschichte. Trump warf »60 Minutes« vor, im vergangenen Jahr ein langes Interview mit Kamala Harris, seiner Rivalin im Rennen ums Weiße Haus, so geschnitten zu haben, dass dies eine schwache Antwort kaschiert habe. »60 Minutes« bestritt dies und veröffentlichte auch ein Transkript, um die Vorwürfe zu widerlegen. Trump zog vor Gericht – und obwohl US-Medienrechtsexperten das Unternehmen in einer starken Position sahen, stimmte Paramount einem 16 Millionen Dollar schweren Vergleich zu.