Anteil von Journalistinnen in Führungspositionen stagniert

In den vergangenen Jahren hat sich der Anteil von Frauen in leitenden Positionen in den führenden Medienhäusern stückweise gesteigert. Jetzt aber ist die Entwicklung ins Stocken geraten, noch bevor ein geschlechtergerechtes Verhältnis erreicht ist, wie der Verein ProQuote Medien in seiner aktuellen Untersuchung schreibt. Die seit 2012 existierende Organisation fordert, dass 50 Prozent der Topjobs mit Frauen besetzt werden, und listet regelmäßig in vom Bund unterstützten Berichten den Machtanteil von Frauen in den Medien-Chefetagen auf. Am Samstag veröffentlichte der Verein eine neue Auswertung  zu Zeitungen, Zeitschriften, Rundfunk und Onlinemedien.

ProQuote wertet die Angaben des jeweiligen Impressums aus, die aktuellen Zahlen wurden im Juli 2025 erhoben. Betrachtet wurden unter anderem neun Leitmedien – zu denen DER SPIEGEL, die »Süddeutsche Zeitung« (SZ), »Die Zeit«, der »Stern«, »taz«, »Bild«, »Die Welt«, »Focus« und »FAZ« zählen – sowie 97 Regionalzeitungen, zwölf öffentlich-rechtliche Sender und die 30 reichweitenstärksten Onlinemedien.

Positive Entwicklung seit Beginn der Erhebung

Im Mittel liegt der sogenannte Frauenmachtanteil der neun Leitmedien laut der Auswertung aktuell bei 37,8 Prozent, das ist ein Prozentpunkt weniger als im Vorjahr. 2024 war der Anteil bereits zum ersten Mal seit Beginn der Zählung von ProQuote im Jahr 2012 leicht gesunken. Diese Entwicklung setze sich nun fort, heißt es im Fazit. »Bisher sind es kleine Verluste, aber die Tendenz zeigt«, schreiben die Autorinnen.

Insgesamt blickt ProQuote positiv auf die vergangenen Jahre. Die Medienlandschaft habe bezogen auf die Beteiligung von Frauen entscheidende Fortschritte gemacht. Im Vergleich zur ersten Zählung 2012 sind die Leitmedien von 14 Prozent auf einen Frauenmachtanteil von rund 38 Prozent geklettert. Die »taz« ist das einzige Medienhaus, das die 50-Prozent-Marke mit einem Frauenanteil von 65 Prozent überschreitet. Auf Platz zwei folgt die SZ (47,9 Prozent) und auf Platz drei DER SPIEGEL (45,3 Prozent). Schlusslichter sind »Focus« (23,9 Prozent) und »Die Welt« (18 Prozent).

Schlusslicht Regionalzeitungen

Den geringsten Machtanteil haben Journalistinnen laut der Auswertung weiterhin bei den Regionalzeitungen. Dort beträgt der Frauenmachtanteil aktuell 22 Prozent. Im Vergleich zu 2016 (12 Prozent) haben die Regionalzeitungen den Anteil fast verdoppelt. Auffällig sei allerdings, dass 74 Prozent der 97 untersuchten Tageszeitungen im Jahr 2025 ganz ohne weibliche Führung in den beiden obersten Ebenen auskämen.

Auch bei Onlinemedien ist man in den Führungsspitzen weit von paritätischer Besetzung entfernt. Der Anteil von Chefredakteurinnen bei Onlinemedien beträgt nur 16,7 Prozent. Im Vergleich zu den anderen vier Mediengattungen fällt er damit am geringsten aus.