Verklausulierte Drohung des Kulturstaatsministers?: Weimer will keine Gendersprache im öffentlichen Rundfunk und in Museen
Nach dem Genderverbot in der eigenen Behörde drängt Kulturstaatsminister Wolfram Weimer alle öffentlich geförderten Institutionen wie Museen, Stiftungen oder Rundfunk dazu, dieser Linie zu folgen.
„Es geht dabei um eine gemeinsame Verantwortung für die Verständlichkeit staatlich geförderter Kommunikation“, sagte der parteilose Politiker der Deutschen Presse-Agentur.
Weimer hatte zuletzt in seiner eigenen Behörde die Verwendung gendergerechter Sprache mit Sonderzeichen in offiziellen Schreiben untersagt.
„In der offiziellen Kommunikation verzichten wir daher auf Sonderzeichen wie Sternchen, Doppelpunkte oder Unterstriche – zugunsten von sprachlicher Klarheit, rechtlicher Eindeutigkeit und allgemeiner Verständlichkeit“, sagte der 60-Jährige der dpa.
„Diese Linie empfehle ich auch jenen Institutionen, die mit öffentlichen Mitteln arbeiten – von Museen über Stiftungen bis hin zu Rundfunkanstalten“, fügte er hinzu. „Wer im öffentlichen Auftrag spricht, sollte eine Sprache wählen, die für alle nachvollziehbar ist und breite Akzeptanz findet.“

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Der Kulturstaatsminister hatte vor einigen Tagen in der „Bild am Sonntag“ gesagt, privat stehe es weiterhin jedem frei, „sich so auszudrücken, wie er oder sie es möchte“. Aber erzwungenes Gendern spiegele nicht wider, wie die Mehrheit in Deutschland spreche.
Vielmehr vertiefe das Gendern eine Spaltung der Gesellschaft. Sprache solle verbinden, nicht trennen. „Deshalb lehne ich jede bevormundende Spracherziehung ab“, so Weimer.
Streitthema seit Jahren
Gendergerechte Sprache mit Sonderzeichen und Pausen beim Sprechen ist seit Jahren Streitthema. Sie soll dazu beitragen, Geschlechter-Diskriminierung zu vermeiden.
In Studenten- und Künstlerkreisen wird sie bisweilen verwendet, in der breiten Öffentlichkeit und auch in Radio und Fernsehen ist sie weniger verbreitet. Viele Konservative lehnen sie vehement ab.
Thüringen hatte Ende 2022 seine Landesbehörden angehalten, auf „grammatikalisch falsche Gendersprache“ zu verzichten. Bayern folgte im Frühjahr 2024 mit einem Verbot von „Gendersprache mit Sonderzeichen zur Geschlechterumschreibung“ in Behörden.
Auch die Bundesregierung nutzt nach eigenen Angaben keine Wörter mit Gender-Sternchen, sondern hält sich an die Empfehlungen des Rates für deutsche Rechtschreibung, auf die sich auch Weimer beruft. (dpa)