Londoner Kunsthändler muss wegen Terrorismusfinanzierung ins Gefängnis

Ein Londoner Kunsthändler wurde zu einer Haftstrafe von zwei Jahren und sechs Monaten verurteilt, weil er Kunstwerke an einen mutmaßlichen Finanzier der Terrororganisation Hisbollah verkauft hatte.

Es ist die erste Verurteilung dieser Art im Vereinigten Königreich, meldet die BBC . Der 53-jährige Oghenochuko Ojiri gab zu, dass er es in acht Fällen versäumt hatte, potenzielle Terrorismusfinanzierung gemäß dem Terrorism Act offenzulegen. Im Mittelpunkt des Verfahrens standen Verkäufe an den libanesisch-belgischen Sammler Nazem Ahmad. Ahmad war 2019 von den USA wegen angeblicher Finanzierung der Hisbollah, einer verbotenen terroristischen Organisation, sanktioniert worden.

»Diese Straftaten sind so schwerwiegend, dass eine Freiheitsstrafe unerlässlich ist«, begründete die Richterin ihr Urteil. Ojiri hätte sich trotz deutlicher Warnzeichen mit Ahmad eingelassen. »Sie wussten, dass Sie mit diesem Mann nichts zu tun haben sollten.«

Aus dem Fernsehen bekannt

Die Richterin fügte hinzu, dass es zwar keine Beweise dafür gebe, dass Ojiri irgendeine Form von Extremismus unterstütze. Allerdings habe er dazu beigetragen, die Aufdeckung von Terrorismusfinanzierung zu untergraben. Ojiris Anwalt erklärte, der Kunstexperte sei »völlig gedemütigt« und habe »seinen guten Namen« und die »Arbeit, die er liebt« verloren. »Er möchte sich dafür entschuldigen, dass er das Vertrauen in den Kunstmarkt untergraben hat«, sagte der Anwalt und fügte hinzu, Ojiri sei naiv gewesen.

Ojiri ist in Großbritannien auch als TV-Kunstexperte bekannt, unter anderem aus der BBC-Antiquitätenhandel-Show »Bargain Hunt«. Außerdem betreibt er eine Kunstgalerie im Londoner Osten. Aus der verkaufte er über die Jahre mehrere Kunstwerke im Wert von insgesamt 140.000 Pfund an den Sammler Ahmad, die er aber geheim zu halten versuchte. Ojiri hatte Ahmad unter einem Tarnnamen in seinem Handy gespeichert und achtete darauf, den echten Namen des Sammlers nie in Unterlagen auftauchen zu lassen. Allerdings geriet er damit ins Visier einer Einheit zur Bekämpfung der Terrorismusfinanzierung, die Nazem Ahmad genau beobachtete.

Ahmad wurde 2019 von den US-Behörden mit Sanktionen belegt, weil er als einer der wichtigsten Geldgeber der im Libanon ansässigen Hisbollah gilt. Die Hisbollah gilt in den USA, in Großbritannien und in Deutschland als Terrororganisation.

Das US-Finanzministerium behauptet, die Hisbollah benutze Ahmad, der sowohl die belgische als auch die libanesische Staatsangehörigkeit besitzt, »um beträchtliche Geldbeträge für die Terrorgruppe zu waschen«. Außerdem stehe Ahmad mit dem illegalen Handel mit »Blutdiamanten« in Verbindung. Die US-Behörden haben eine Belohnung von 10 Millionen Dollar für Hinweise auf Ahmad ausgesetzt, der sich vermutlich noch im Libanon aufhält.

Verhaftung in London

Im vergangenen Jahr beschlagnahmte die Polizei 23 Gemälde im Wert von fast einer Million Pfund in einem Lagerhaus und einem Auktionshaus in London. Die Kunstwerke, darunter Werke von Pablo Picasso und Andy Warhol, gehörten Ahmad. Sie werden demnächst als Erträge aus Straftaten versteigert. Der Erlös geht an das Innenministerium, das ihn für die Verbrechensbekämpfung verwenden wird.

Die Behörden schlugen im April 2023 zu und verhafteten Ojiri. Der weigerte sich zunächst, Fragen der Polizei zu beantworten. In einer vorbereiteten Erklärung sagte er damals, er habe keinen Grund zu der Annahme gehabt, dass Herr Ahmad ein Terrorist und Geldwäscher sei. Auf seinem Telefon sichergestellte Beweise zeigten jedoch, dass Ojiri zu Ahmad recherchiert hatte und wusste, dass dieser von den USA sanktioniert worden war. Ein Kollege hatte ihn sogar per E-Mail davor gewarnt, mit Ahmad Geschäfte zu machen.