Folgen des Zweiten Weltkriegs: Unheil, Schmerz, Zerstörung: Gedenken an Polens Kriegsopfer
Fast 86 Jahre nach dem Überfall von Hitler-Deutschland auf Polen erinnert nun ein provisorischer Gedenkstein in der Nähe des Bundeskanzleramts an den Terror und die zahllosen Opfer im Nachbarland. „Dieser Gedenkort ist notwendig, denn tatsächlich sind wir Deutsche uns viel zu wenig bewusst, welches Unheil, welchen Schmerz und welche Zerstörung Deutschland im Zweiten Weltkrieg über Polen gebracht hat“, sagte der frühere Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD).
„Wir kennen unsere Schuld“
Das temporäre Denkmal im Herzen der Berliner Republik solle dies ändern, sagte Maas, heute Präsident des Deutschen Polen-Instituts. „Es soll allen Menschen in Polen signalisieren: Polen ist wichtig für uns. Wir kennen unsere Schuld und wir stehen zu unserer Verantwortung.“ Nun warte man auf einen Bundestagsbeschluss für die Ausschreibung eines würdigen, endgültigen Denkmals und für die Gründung eines Deutsch-Polnischen Hauses.
Jahrelange Debatte im „Bermudadreieck“
Über den Ort zum Gedenken und zum Austausch zwischen Deutschen und Polen in der Hauptstadt wird seit Jahren diskutiert. Die damalige Kulturstaatsministerin Claudia Roth hatte 2023 ein Konzept für die Gedenkstätte vorgelegt, das auf drei Säulen ruhen soll: Informationen, Raum zur Begegnung und ein „markantes künstlerisches Element“.
Als Ort benannte sie den Platz hinter dem Bundeskanzleramt, wo früher die sogenannte Krolloper stand. Dort hatte der nationalsozialistische Reichskanzler Adolf Hitler am 1. September 1939 den Überfall auf Polen verkündet. Maas erinnerte daran, dass dem temporären Gedenkort an dieser Stelle acht Jahre Diskussion „im Bermuda-Dreieck zwischen Politik, Verwaltung und Erinnerungskultur“ vorangegangen seien.
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„Schließen eine wichtige Lücke“
Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) sagte: „Wir schließen heute eine wichtige Lücke in der Gedenkkultur unseres Landes, aber auch in der Gedenkkultur Berlins.“ Die Hauptstadt pflege ein enges Verhältnis zu Polen und habe selbst viele aus Polen stammende Bewohner.
Kulturstaatsminister Wolfram Weimer sagte, der Gedenkstein sei auch Symbol für das Gewicht der Geschichte. Seine Inschrift auf Deutsch und Polnisch sei „gewissermaßen ein Schwur“, meinte Weimer. „Nie soll Leid der Polinnen und Polen, das von deutschem Boden ausging, in Vergessenheit geraten.“
Im Nachbarland kamen von 1939 bis 1945 nach Angaben der Bundesregierung mehr als fünf Millionen polnische Staatsbürger ums Leben, darunter etwa drei Millionen jüdische Kinder, Frauen und Männer.
© dpa-infocom, dpa:250616-930-676060/1
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