„Banden bis hin zu organisierter Kriminalität“: BKA registriert deutlich mehr Fälle von Wirtschaftskriminalität
Der in Deutschland durch Wirtschaftskriminalität registrierte Schaden ist vergangenes Jahr auf 2,76 Milliarden Euro gestiegen. Das seien 2,9 Prozent mehr als im Vorjahr, teilte das Bundeskriminalamt (BKA) am Donnerstag mit. Wirtschaftskriminelle begehen demnach nur ein Prozent aller erfassten Straftaten, verursachen aber ein Drittel des verzeichneten Gesamtschadens.
Insgesamt wurden 2024 mehr als 61.000 Wirtschaftsdelikte registriert, was einer Zunahme von 57,6 Prozent zum Vorjahr entspricht. Der Anstieg geht maßgeblich auf ein hohes Plus erfasster Fälle von Betrug zurück, vornehmlich dem zu Lasten der Krankenkassen erfolgten Abrechnungsbetrug im Gesundheitswesen.
Betrug und Geldwäsche
So wurden 20.553 Fälle von Abrechnungsbetrug registriert, fast 850 Prozent Plus. Angemerkt sei, dass in einigen Ermittlungen oft besonders viele Fälle zusammengefasst sind, so gab es vergangenes Jahr ein äußerst umfangreiches Verfahren in Schleswig-Holstein. Bezüglich des Abrechnungsbetrugs schreibt das BKA: „Es zeigen sich vermehrt Bandenstrukturen bis hin zu organisierter Kriminalität, begleitet von Geldwäsche und Steuerdelikten.“
Organisierte Kriminalität meint das planmäßige Gewinn- oder Machtstreben arbeitsteilig vorgehender Gruppen, deren Profite in der Legalwirtschaft gewaschen werden. Das heißt, illegale Gewinne lassen sich dann nicht gerichtsfest von anderen Geldern unterscheiden.
Angesichts der demografischen Entwicklung, also einer im Schnitt älter werdenden Gesellschaft und damit steigenden Pflege- und Behandlungskosten, geht man im BKA davon, dass der Abrechnungsbetrug zunehmen wird.
Pflegedienste im Visier
Folgend sei eine Masche in der ambulanten Pflege skizziert, die Ermittler immer wieder in der einen oder anderen Form entdecken: Ein betrügerischer Dienst sucht Senioren, die Geld dazuverdienen wollen. Diese Senioren werden darauf vorbereitet, wie sie sich den Kontrolleuren der Kassen glaubwürdig als pflegebedürftig präsentieren.
Je nachdem, wie das gelingt und was im Ernstfall ein Arzt zu attestieren bereit ist, bescheinigt die Kasse den Senioren einen Pflegegrad. Tausende Euro werden dann pro Monat und Patient ausgeschüttet.
In einer Analyse schrieb das BKA schon 2017, gerade Verdächtige aus dem russischsprachigen Raum seien bundesweit in der ambulanten Pflege aktiv. Die Aufklärungsquote bei Wirtschaftsdelikten ist gestiegen und lag zuletzt bei fast 89 Prozent. Dass die Quote höher sei als bei anderen Delikten, liege auch daran, dass Whistleblower viele Taten anzeigten.