Auch der Fußball hat ein Hitzeproblem: Kollaps von Rönnow überschattet Unions Pokalsieg

Die zweite Halbzeit hatte in Gütersloh am Freitagabend gerade begonnen, als sich Frederik Rönnow plötzlich auf den Boden setzte. Als die Mannschaftsärzte zu ihm eilten, wedelte der Torwart zur Erklärung mit der Hand vor seinem Gesicht. Ihm wurde schwindelig. Er konnte nicht weiterspielen.

Für den 1. FC Union war das im Kontext des Spiels kein Desaster. Im ersten Pflichtspiel der Saison war man ohnehin schon auf einem guten Weg, ein souveränes 5:0 gegen den Regionalligisten FC Gütersloh einzufahren. Und so konnte der neue Ersatztorwart Matheo Raab immerhin einige erste Minuten sammeln.

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Dennoch warf die Szene einen langen Schatten über den sonnigen Sieg im DFB-Pokal. Statt sich über den gelungenen Saisonauftakt zu freuen, macht man sich bei Union nun eher Sorgen um die Gesundheit seines dänischen Leistungsträgers.

„Fredi ist keiner, der freiwillig aus dem Tor geht“, sagte Trainer Steffen Baumgart auf der Pressekonferenz nachher. Rönnow sei bei den hohen Temperaturen schwindelig geworden, mehr wisse er da nicht. „Ich hoffe, dass ich schnell ein Abbild kriege, aber ich habe noch keins“, so der Trainer.

Auch am Sonnabend gab es auf Anfrage kein Update vom Verein. Laut einem Bericht der „Bild“ blieb Rönnow eine Nacht im Krankenhaus, bevor er am Sonnabend mit der Mannschaft zurück nach Berlin fuhr. Der Grund für seinen Kollaps sei aber nach wie vor nicht ganz klar. In der Hauptstadt solle es weitere Untersuchungen geben.

Hitze ist auch in anderen Sportarten ein großes Problem

Falls es tatsächlich an der Hitze lag, wäre das kein neues Problem. In Zeiten, wo die globalen Temperaturen weiterhin nach oben klettern, wird extreme Hitze schon seit Jahren zu einem immer größeren Problem im Profisport. Erst vergangene Woche kollabierte der französische Tennisprofi Arthur Rinderknech auf dem Platz während eines Spiels in Cincinnati. Am Freitagabend klagte auch Tennisprofi Alexander Zverev beim Masters in Cincinnati über Atemprobleme aufgrund der Hitze und der hohen Luftfeuchtigkeit im US-Bundesstaat Ohio.

Auch andere Sommer-Sportarten wie Cricket sind seit Jahren damit beschäftigt, ihre Spieler bei extremen Temperaturen besser zu schützen. Das gilt genauso bei den Olympischen Spielen, wo die Hitze-Gefahr immer mehr zu einem Dauerthema wird. 2021 erlebten Athleten in Tokio die heißesten Spiele der Geschichte. Auch letztes Jahr in Paris gab es einige Tage, wo das Quecksilber an 35 Grad Celsius vorbei kletterte.

Im Fußball gibt es seit Jahren schon Trinkpausen ab bestimmten Temperaturen, doch auch das geht für viele nicht weit genug. Nach der extremen Hitze bei der diesjährigen Klub-WM forderte die Spielergewerkschaft FIFPro längere Halbzeitpausen, um die Spieler zu entlasten. Laut einigen Medienberichten soll die Fifa zurzeit überlegen, die Anzahl der Trinkpausen bei der WM im kommenden Sommer zu verdoppeln.

Bei Union hofft man aktuell nur, dass Frederik Rönnow schnell wieder bei 100 Prozent ist und die Probleme von Freitag nur ein Einzelfall bleiben. Ein Risiko wird man da sicherlich nicht eingehen. Und so bleibt auch offen, wie lange es dauern wird, bis der Däne wieder zwischen den Pfosten stehen kann.

Mit Ausnahme dieses Vorfalls kann Union mit seinem ersten Pflichtspiel der neuen Saison zufrieden sein. Unions Trainer Baumgart, der sich aufgrund der Torlosigkeit in den letzten vier Testspielen schon vor der ersten Pokalrunde hatte rechtfertigen müssen, sah einen soliden Auftritt seiner Mannschaft.

Baumgart setzte auf seine Spielidee, „klaren und soliden Fußball“ zu spielen und hatte damit Erfolg. Zwar entglitt den Köpenickern nach der Auswechslung Rönnows kurzzeitig die Spielkontrolle, letztlich setzte sich aber die individuelle Qualität des Erstligisten in vor allem in Zweikämpfen und bei hohen Bällen durch. Für die Spieler war der klare Sieg dabei mehr als nur der Einzug in Runde zwei im Pokal. „Allein schon, um selbst mehr Sicherheit zu bekommen“, meinte Leo Querfeld.