Ridley Scott findet neue Filme mittelmäßig, also schaut er lieber seine eigenen alten

Hollywood versinkt in Mittelmäßigkeit, findet Ridley Scott. Er habe deswegen wieder angefangen, seine alten Filme zu schauen. Schrecklich finde er diesen Zustand.

Viele andere alternde Ruheständler würde man nach einer solchen Aussage womöglich als senil, vielleicht auch nur als starrsinnig bezeichnen. Aber Ridley Scott, 87, machte in so einem Rhythmus Blockbuster wie vergessliche Menschen ihre Steuererklärung: »Alien« (1979), »Blade Runner« (1982), »Thelma & Louise« (1991) oder »Gladiator« (2000).

Wer also will etwas dagegen sagen, wenn Ridley Scott etwas gegen etwas sagt?

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Das Problem des Meisters mit der modernen Filmwelt: Es gebe so viele Filme heutzutage, weltweit buchstäblich Millionen von Filmen, sagte Scott bei einem Auftritt in London, Portale wie »Metro«  und »Yahoo«  berichten darüber. Und die meisten dieser Filme seien Mist.

Häufig gehe es heute gar nicht mehr um den Inhalt. Viel zu oft müssten Streifen durch digitale Effekte gerettet werden, weil vorher keine guten Sachen aufs Papier gebracht wurden, sagte Scott. Erfüllung findet er offenbar in seinem eigenen Werk. Er finde seine alten Filme ziemlich gut, »sie altern nicht«, sagte Scott. Bei »Black Hawk Down« (2001) habe er sich sogar gefragt, wie er das geschafft hat.

So super dramatisch ist die Lage dann aber doch nicht. Zumindest nicht laut Scott. Gelegentlich gebe es einen guten Film, sagte er, es sei dann fast schon eine Erleichterung, dass es da draußen noch wen gibt, der das kann. Ein Beispiel dafür blieb er aber schuldig.

Unterstützung erhält Scott von Channing Tatum. In der Talkshow »Hot Ones«  berichtete er vergangene Woche von seinem Gefühl, die Branche ermutige manchmal eher dazu, schlechte Filme zu machen, um Geld zu verdienen, statt etwas wirklich Gutes zu erschaffen.

Und wenn die anderen nicht liefern, dann muss Scott halt selbst. Im kommenden Jahr erscheint seine postapokalyptische Filmadaption des Romans »The Dog Stars« von Peter Heller. Ein SPIEGEL-Gespräch mit Ridley Scott über sein Erfolgsrezept lesen Sie hier .