Supertramp-Musiker Rick Davies ist tot
Ein bisschen wie Lennon/McCartney bei den Beatles: So präsentierte sich die englische Band Supertramp zu ihren großen Zeiten, Ende der Siebziger-, Anfang der Achtzigerjahre – mit zwei zentralen Sängern und Songwritern. Roger Hodgsons Stimme prägte die größten Hits wie »Give A Little Bit«, »The Logical Song« oder »It’s Raining Again«. Doch für Fans waren die Songs von Rick Davies, dem anderen Gründungsmitglied der Band genauso wichtig: Mit Davies’ Song »Crime of the Century« endeten die meisten Konzerte.
Hodgson und Davies gründeten Supertramp 1969 (ursprünglich unter dem Namen Daddy), um sie herum gab es einige Personalwechsel, bis die Band 1973 ihre »klassische« Besetzung gefunden hatte. Musikalisch im Zentrum stand das E-Piano der Marke Wurlitzer, gespielt vom 1944 in Swindon geborenen Rick Davies, der seiner Mutter zufolge in der Schule in nichts gut war außer in Musik.
Auf den Supertramp-Alben waren die Songs dem Duo Hodgson/Davies zugeordnet, aber wie bei den Beatles war treuen Hörern der Band stets klar, welche Komposition von welchem der beiden beigesteuert wurde. Rick Davies’ Stimme war tiefer und rauer als die von Hodgson. Zu Davies’ Kompositionen zählten »Bloody Well Right«, »Goodbye Stranger« oder »My Kind of Lady«.
Mit Alben wie »Crime of the Century« (1974), »Breakfast in America« (1979 – mehr als 18 Millionen Mal verkauft und mit zwei Grammys ausgezeichnet) oder »… Famous Last Words …« (1982) prägten Supertramp die internationalen Charts. Doch in der Band kriselte es, Roger Hodgson wollte mehr Zeit mit seiner Familie verbringen und verließ die Band nach einer letzten Tour im Sommer 1983. Supertramp machten ohne ihr bekanntestes Mitglied weiter, gemanagt von Sue Davies, der Ehefrau des nun eindeutigen Hauptsängers Rick Davies.
Im Frühjahr 1985 – kurz nach Hodgsons erstem Soloalbum – erschien mit »Brother Where You Bound« das achte Supertramp-Studioalbum. Die erste Single, die Davies-Komposition »Cannonball«, erreichte zwar die unteren Regionen der Charts, aber insgesamt konnte die Band nicht mehr an ihre kommerziellen Hochzeiten anschließen.
Auf Tour gingen Supertramp dennoch immer wieder, und die Fans der Band träumten von einer Wiedervereinigung von Hodgson und Davies. 1993 traten sie zu Ehren des Plattenfirmenbosses Jerry Moss bei einem Dinner auf und nahmen in der Folge auch gemeinsam Demoversionen von zwei neuen Songs auf. Doch die Einigung war nicht von Dauer, es gab Streit um Managementfragen; 2010 gingen Hodgson solo und Davies’ Supertramp sogar gleichzeitig auf Tour.
2015 musste Rick Davies eine angekündigte Supertramp-Tournee absagen: Er machte öffentlich, am Multiplem Myelom zu leiden, einer Krebserkrankung, die von den Plasmazellen des Knochenmarks ausgeht. Die Behandlung war langwierig, als es ihm zwischenzeitlich besser ging, trat Davies vereinzelt mit dem Soloprojekt Ricky and the Rockets auf. Doch zuletzt verschlechterte sich sein Zustand.
Am 6. September starb Rick Davies im Alter von 81 Jahren – laut »Rolling Stone« in seinem Haus auf Long Island im US-Bundesstaat New York. Auf der offiziellen Website seiner Band Supertramp wurde Davies mit einem Zitat aus einem seiner Songs verabschiedet: »Goodbye stranger, it’s been nice / Hope you find your paradise«
Supertramp 1974 (mit Rick Davies ganz rechts)
Foto: Michael Putland / Getty ImagesKeyboarder Davies (1979 auf Supertramp-Tour): Konstante der Band
Foto: Michael Putland / Getty Images