Allerletzte Chance Kunst: Schnell noch diese sieben Ausstellungen in Berlin besuchen!

Manchmal lädt man sich als Kunstliebhaber*in den Teller zu voll – und es bleiben einige Ausstellungen, die man doch unbedingt sehen wollte, auf der Strecke. Damit es Ihnen nicht so ergeht, haben wir hier die Schauen zusammengetragen, die bald enden, sich aber lohnen.

Die sieben Ausstellungen laden zu einem Perspektivenwechsel ein. Ein handverlesenes Buffet feinster Kunst-Häppchen. Bon Appétit!

1 Frauen im Fokus

Mädchen üben ihre Jonglierkünste für eine Aufführung in einem Park in Kabul. Johanna-Maria Fritz, 2016.

© Johanna Maria Fritz / Ostkreuz

Zirkusmädchen in der islamischen Welt, unter den Taliban weggesperrte Frauen in Afghanistan oder eine Serie über moderne Hexen in Rumänien: Die Reportagen der erst 30-jährigen Ostkreuz-Fotografin Johanna-Maria Fritz entstehen immer aus dem Kern der Konflikte, ganz nah dran an den Menschen, oft Frauen und Mädchen.

Fritz entlockt der harten Realität einen eigentümlichen Zauber, der mal den Irrsinn dieser Welt spürbar macht, seltener zum Träumen einlädt.

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Alptraumhaft und doch faszinierend: ein Raum zum Thema Jungfräulichkeit mit bisher unveröffentlichten Fotos von Bernadette Lang, die sich in Salzburg zur ewigen Jungfrau weihen ließ, über die Märtyrer-Jungfrau Agatha von Catania, deren abgeschnittene Brüste las Konfekt gereicht werden, bis zur lebenden Kind-Göttin Bungmati Kumari, einer Inkarnation der furchterregenden hinduistischen Göttin Taleju.

Johanna-Maria Fritz: Zeit der Umbrüche

Wo: Willy-Brandt-Haus, Stresemannstr. 28, Kreuzberg, Di-So 12-18 Uhr, noch bis So 25.5.

Tickets: Eintritt frei, Personalausweis obligatorisch

2 Spieglein, Spieglein an der Wand

Kunstvoll in Szene gesetzt: Fotograf*innen und Models arbeiteten beim Shooting eng zusammen.

© Sammy Baxter

60 international renommierte Mode- und Kunstfotograf*innen, darunter Brian Griffin, Gottfried Helnwein, Eva Losada, Erwin Olaf und Elizaveta Porodina haben für das Projekt „Radical Beauty“ ausschließlich Models mit Down-Syndrom fotografiert.

Die Foto-Settings und Inszenierungen wurden von den Fotograf*innen in enger Zusammenarbeit mit den Porträtierten entwickelt und mit demselben Engagement, derselben Kreativität und Professionalität umgesetzt, wie andere Fotoproduktionen oder Kampagnen.

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Entstanden sind beeindruckende Werke, welche die Lust am Rollenspiel und am visuellen Experiment transportieren und die einzigartigen Persönlichkeiten der Protagonist*innen eindrücklich widerspiegeln: Ob zärtliche Intimität, nüchterner Realismus oder pralle Lebensfreude.

„Radical Beauty“ stellt unsere Vorstellungen von Schönheit, Attraktivität und Ästhetik radikal infrage.

Radical Beauty

Wo: f3 – freiraum für fotografie, Waldemarstraße 17, Kreuzberg, Mi-So 13-19 Uhr, noch bis So 25.5.

Tickets: 6 Euro, erm. 4 Euro

3 Kunst, die aufmuckt

Für einige Hindu-Nationalisten eine Provokation: Sujatro Ghosh, The Cow Mask Project, 2017.

© sujatro ghosh

Die Martin Roth-Initiative ist eines der größten Schutzprogramme für gefährdete Künstler:innen und Kulturtätige weltweit.

Die ifa-Galerie präsentiert erstmals in der gemeinsamen Ausstellung „Once We Were Trees, Now We Are Birds“ Arbeiten von rund 50 Stipendiat:innen, die ihre künstlerische Praxis in Deutschland in Sicherheit fortsetzen und weiterentwickeln konnten.

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Darunter Maikon K, der 2017 von der brasilianischen Militärpolizei nach seiner Nacktperformance „DNA of DAN“ im National Museum in Brasilia verhaftet wurde. 2020 konnte er mithilfe der Martin Roth-Initiative nach Deutschland übersiedeln.

Ein weiterer Künstler, dessen Arbeiten zu sehen sind, ist Sujatro Gosh. In seiner Fotoserie „The Cow Mask Project“ stellt der die gesellschaftliche Stellung indischer Frauen kritisch auf den Prüfstand. Das Projekt, das der Gesellschaft vorwirft, Kühe mehr zu schützen als Frauen, brachte Gosh scharfe Kritik und teils Drohungen ein.

Once We Were Trees, Now We Are Birds

Wo: ifa-Galerie, Linienstraße 139-140, Mitte, Di/Mi/Fr-So 14-18, Do 14-20 Uhr, noch bis So 8.6

Tickets: Eintritt frei.

4 Kleinste Welten

Langsames Ausbluten: Kathrin Linkersdorff, Microverse II 1, 2023.

© Kathrin Linkersdorff, VG Bild-Kunst, Bonn 2025

Werden und Vergehen. Kathrin Linkersdorff inszeniert im Spannungsfeld von Kunst und Wissenschaft mit experimentellen Ansätzen und prozesshaften Methoden aus der Mikrobiologie, Vergänglichkeit.

Im Zentrum von Linkersdorffs Schaffen steht das ästhetische Konzept von Wabi-Sabi, das die Künstlerin bei einem zweijährigen DAAD-Stipendium in Tokio kennenlernte. Hier geht es um die Vorstellung, dass Vergänglichkeit und Unvollkommenheit wertvolle Bestandteile des Lebens sind.

Derzeit ist Linkersdorff als Artist in Residence an der Humboldt Universität tätig. Ihre neuesten Arbeiten „Microverse I/II“ befassen sich mit biologischen Veränderungsprozessen, die durch Bakterien hervorgerufen werden.

Microverse

Wo: Haus am Kleistpark, Grunewaldstraße 6/7, Schöneberg, Di-So 11-18 Uhr, Do 11-20 Uhr, noch bis So 8.6.

Tickets: Eintritt frei.

5 Würdigung einer Ikone

Pop- trifft Hochkultur: David LaChapelle, Rape of Africa, 2009

© David LaChapelle, Courtesy Camera Work, Berlin

Als Promifotograf David LaChapelle das erste Mal vor Sandro Botticellis „Venus und Mars“ stand, war er von der Kraft der Komposition tief beeindruckt. Eine postkoitale Szene, in der der Kriegsgott eingenickt ist, während Venus etwas unbefriedigt dreinblickt.

LaChapelle, der sich damals gerade mit der Ausbeutung Afrikas auseinandersetzte, verwandelte das Gemälde in eine Allegorie über den Kampf zwischen Krieg und Gier und Liebe und Schönheit anhand des Goldhandels.

Das war 2009, nach dem Finanzcrash. Aber wer konnte Afrika verkörpern, auf einem Level wie Simonetta Vespucci, die aristokratische Schönheit, die für Botticelli posiert hatte?

Natürlich Naomi Campbell, das Schwarze Supermodel, das sich heute u. a. für afrikanische Modedesigner einsetzt.

Die Galerie Camera Work würdigt in 30 Porträts, Akten und Modefotografien Campbells Werdegang, die Vielschichtigkeit ihres Schaffens und ihren Einfluss auf Fotografie und Popkultur. 

Neben LaChapelle sind Werke von Bryan Adams, Anton Corbijn, Patrick Demarchelier, Herb Ritts, Ellen von Unwerth u.v.m. zu sehen.

Naomi

Wo: Camera Work, Kantstr. 149, Charlottenburg, Di-Sa 11-18 Uhr, noch bis Sa 31.5.

Tickets: Eintritt frei.

6 Geben und Nehmen

Erinnert an mühsame DIY-Projekte: Kai Richters „Structuring the Space“, 2018

© Kai Richter, VG Bild-Kunst, Bonn

Die Aussellung „Poetics of Transition“ zeigt Räume im Austausch zum Menschen. Die Künstlerinnen Gesa Lange, Christl Mudrak, Katja Pudor, Kai Richter (Abb. „Structering the Space“), Hee Seo und Joshua Zielinski gehen in ihren Werken in Diskussion mit Architektur und Natur, wollen dadurch die Grenzen zwischen menschen- und naturgemachten Räumen aufheben, ihre Gleichberechtigung finden.

Der Mensch als Autorin soll explizit hinterfragt werden, entwickeln sich doch die Daseinsberechtigungen von Mensch und Natur aus einem Geben und Nehmen. Die sinnliche Erfahrung tritt in den Vordergrund und soll Besucherinnen an der Schnittstelle zwischen Mensch und Natur sehen, hören, tasten und spüren lassen.

Poetics of Transition

Wo: GalerieETAGE, Alt-Hermsdorf 35, Reinickendorf, So-Fr 9-17 Uhr noch bis So 1.6.

Tickets: Eintritt frei.

7 Kunst im Exil

Farbe durchdringt zerstörte Straßen: Tammam Azzam, Ohne Titel, 2021.

© Courtesy Tammam Azzam / Kornfeld Galerie Berlin

Anna Havemann, die Kuratorin des Haus Kunst Mitte, hat dort einen Ort geschaffen, für Künstler:innen, die in ihren Heimatländern oft erfolgreich waren, in der Exilhauptstadt Berlin jedoch nur unzureichend repräsentiert würden.

Ein Versäumnis, für beide Seiten, denn der Blick von außen kommend und von hier (auf unbestimmte Zeit) verharrend, weitet die Perspektive für alle. Es ist nicht nur ein Gefühl der Sehnsucht und Wehmut, das die Ausstellung durchweht, sondern Zärtlichkeit.

Eine große Stärke von Anna Havemanns Ausstellungen im Haus Kunst Mitte ist stets, wie Kunstwerke, Raumfolgen sogar über zwei Stockwerke in Beziehung stehen und neue Zusammenhänge knüpfen.

Mit Schriftzeichen in einem leeren Raum erinnert aaajiao (*1984, China), dessen Werk von China aus dem Netz getilgt wurde, an das Schicksal der Uiguren, die in den Umerziehungslagern nach „angenehm“, „durchschnittlich“ und „unangenehm“ eingeteilt werden. Tendenzen, die er wiedererkennt in Kategorien wie: „integriert“, „qualifiziert“, „nicht integriert“.

Nebenan eine Arbeit von Rula Ali (* 1981, Qamishli, Syrien): „Meine Sprache ist nicht die Sprache meiner Tochter“, die deutsche Phrasen wie „Ich bin mal rauchen“ lautmalerisch in arabische Schriftzeichen übersetzt hat.

Shirin Ashkari (*1988, Teheran) malt wie besessen den Feigenbaum ihrer Familie, um ihre Wurzeln nicht zu verlieren. Aber auch Berlin hat seinen Platz in ihrem Werk gefunden.

Brüche- Künstlerinnen und Künstler im Berliner Exil

Wo: Haus Kunst Mitte, Heidestraße 54, Mi-So 12-18 Uhr, noch bis Mo 2.6.

Tickets: 8 Euro, erm. 5 Euro, frei bis 18 Jahre