Wie gut ist der BER angebunden?: Wirtschaft fordert ICE-Verbindungen zum Hauptstadt-Flughafen

Ist der Großflughafen BER gut genug zu erreichen? Darum ging es am Montag auf einer Konferenz der Industrie- und Handelskammer. Die Wirtschaft sagt: nein. So müsse der südliche Berliner Autobahnring A10 vierstreifig verbreitert werden, sagte Robert Rückel, Vizepräsident der IHK Berlin. Auch die A12 nach Frankfurt und die A13 in die Lausitz müssten ausgebaut werden.

Bei der Bahn wünscht sich die IHK ein größeres Angebot im Regionalverkehr, ICE-Halte am BER sowie umsteigefreie Direktverbindungen, wie Rückel sagte. So müssten die Anhalter Bahn Richtung Jüterbog und der Bahnhof Königs Wusterhausen, ein Nadelöhr an der Strecke nach Cottbus, ausgebaut werden. Einig waren sich alle Beteiligten darin, dass das Planungsrecht in Deutschland zu kompliziert sei. Die Dresdner Bahn, die im Dezember nach jahrzehntelanger Planung fertig werden soll, sei „nur ein Anfang“, sagte Rückel.

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Für die Wirtschaft gehört die „Airport-Region“ zu den wichtigsten Wirtschaftsregionen beider Bundesländer. So gebe es bei Tesla 12.000 Jobs und 2000 bei der Flughafengesellschaft. Die Einwohnerzahl werde bis 2030 auf 40.000 steigen. Zudem gebe es mehr als 350 Hektar neue Gewerbeflächen „mit Perspektiven für Zehntausende neue Arbeitsplätze“, wie die IHK mitteilte. Die Infrastruktur wachse nicht im gebotenen Tempo mit und stoße bereits an ihre Grenzen. Straßen und Schienen im Flughafenumfeld drohen zu überlasten.

Fahrzeit soll sich halbieren

Die Dresdner Bahn von Südkreuz Richtung Blankenfelde/Dresden werde im Dezember 2025 eröffnet, versicherte Berlins Bahnchef Alexander Kaczmarek. Diese werde die Anbindung des BER deutlich verbessern, die Fahrzeit ab Hauptbahnhof werde sich halbieren. Mehr Fernverkehr wollte Kaczmarek nicht versprechen. Das Argument der Bahn: Man könne nicht ICE über den BER (um)leiten, weil das die Reisezeit für alle anderen Fahrgäste im Zug verlängern würde.

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Stephan Erler, Deutschland-Chef von Easyjet, forderte im Eisenbahnfernverkehr einen „Hub für Ostdeutschland“. Er machte den Vorschlag, die in Berlin endenden ICE bis zum BER zu verlängern. Bislang hält nur eine IC-Linie am Flughafenterminal. Auf diesen Vorschlag ging Kaczmarek nicht ein. Er blockte die Diskussion ab, diese kehre in einer Art „tibetischen Gebetsmühle“ immer wieder zurück. Das Desinteresse der Bahn hat angesichts riesiger Probleme und leerer Kassen einen einfachen Grund: Zusätzliche ICE muss die Deutsche Bahn selbst finanzieren.

Auch unabhängige Verkehrsplaner halten den Vorschlag des Easyjet-Chefs für die einfachste Möglichkeit, mehr ICE zum BER zu bringen. In Berlin enden mehrere Linien am Südkreuz und am Ostbahnhof, zum Beispiel aus Hamburg und dem Ruhrgebiet. Diese bis zum Flughafen weiterfahren zu lassen, sei kein Nachteil für die in Berlin aussteigenden Fahrgäste.

IHK-Vize Rückel wünscht sich auch eine bessere Nahverkehrsanbindung. So müsse der Flughafenexpress der Bahn öfters als alle 15 Minuten fahren. „In Paris muss ich höchstens fünf Minuten warten“. Kaczmarek sagte, dies sei Sache der Länder Berlin-Brandenburg, die zusätzlichen Verkehr über den Verkehrsverbund bestellen – und bezahlen – müssen.

Der Flughafen-Express FEX muss öfter als alle 15 Minuten fahren, fordert IHK-Vizepräsident Robert Rückel. „In Paris muss ich höchstens fünf Minuten warten.“

© imago/Rüdiger Wölk

Der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) sprach sich auf der IHK-Konferenz „Infrastruktur für die boomende Airport-Region“ erneut für die Verlängerung der U7 von Rudow (Neukölln) zum BER aus. „Der Senat packt das an“, sagte Wegner. Doch Berlin hat ein Problem: Einen Großteil der Summe müsste Brandenburg bezahlen, weil auch ein Großteil der Strecke dort liegt. Die Nutzen-Kosten-Untersuchung sei positiv, „das ist super“, sagte Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU). Sie appellierte an Brandenburg, sich endlich „einen Ruck“ bei der Finanzierung zu geben.

Doch damit blitzte Berlin erneut beim Nachbarland ab. Brandenburgs Wirtschaftsminister Daniel Keller (SPD) gab bei der Konferenz im Ludwig-Erhard-Haus der IHK ausdrücklich keine Zusage. Er betonte, dass Brandenburg viel größer sei als die Airportregion und auch in ländlichen Regionen wie der Prignitz investiert werden müsse. Keller sicherte nur ganz allgemein zu, eine Lösung finden zu wollen. Auf Bondes Argument, dass die U7 mit mehreren Zwischenstationen „der Erschließung des Wirtschaftsraums rund um den BER“ diene, ging er nicht ein.

Auf Nachfrage, was für ihn Priorität habe, sagte Keller: „die Fläche.“ Wieder einmal zeigte sich, dass die U7 für die Potsdamer Landespolitik nur ein Projekt ist, von dem Berliner profitieren.

Flughafen-Chefin Aletta von Massenbach erwähnte die U7 gar nicht. Dafür lobte sie überschwänglich die neue Anbindung über die Dresdner Bahn ab Dezember. „Die Dresdner Bahn ist ein absolutes Highlight für uns, wir freuen uns sehr.“ Den BER nannte sie „ziemlich gut angebunden“.