BVG baut Verbindung unter der Spree neu: Arbeiten am Waisentunnel sollen Ende 2025 beginnen
Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) bereiten sich auf die Erneuerung des gesperrten Waisentunnels vor. Unmittelbar mit Vorliegen der planrechtlichen Zulassung sollten die Arbeiten Ende 2025 beginnen können, teilte die BVG am Freitag mit.
Der seit 2018 gesperrte Waisentunnel ist ein zentraler Teil der U-Bahn-Infrastruktur Berlins, auch wenn, wie die BVG mitteilte, „noch kein einziger Fahrgastzug jemals durch diesen Tunnel gefahren ist“. Grund ist, dass der 1918 eröffnete Tunnel die einzige Verbindung der U5 zum restlichen U-Bahn-Netz ist.
Züge können damit für Wartungsarbeiten oder bei Ausfällen zwischen den einzelnen Werkstätten der BVG transportiert werden. Da der Tunnel jedoch seit Jahren gesperrt ist, musste die BVG, wie berichtet, U-Bahn-Waggons in der Zwischenzeit über Land – auf Lkw verladen – transportieren.
Zwischen 2021 und 2024 wurden nach BVG-Angaben insgesamt 140 Wagen auf diese Weise zwischen den Betriebswerkstätten Britz und Friedrichsfelde durch die Stadt transportiert. Das Verfahren ist aufwendig. Für den Transport eines Sechs-Wagen-Zuges sind laut Berliner Verkehrsverwaltung „mindestens zwei Wochen“ nötig, durch den Einsatz der Schwerlasttransporter sind seit 2021 Kosten von rund 900.000 Euro entstanden.
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Der 1918 eröffnete Tunnel verläuft vom U-Bahnhof Alexanderplatz unter der Littenstraße und Spree entlang bis zum U-Bahnhof Heinrich-Heine-Straße. Damit ermöglicht er den Zügen der Linie U5 eine direkte Überfahrt zur Linie U8 und umgekehrt.
Seit 2018 wird der Tunnel nicht mehr als sicher eingestuft und ist für den Betrieb gesperrt. Die Spreeunterquerung weist bereits seit ihrer Bauzeit von 1913 bis 1917 Lecks auf. Später wurde sie durch eine zusätzliche Innenschale abgedichtet. Die Auswirkungen wurden dadurch zwar reduziert. Das eigentliche Problem aber blieb – mit Folgen für die Statik.
Ersatzneubau soll 77 Millionen Euro kosten
Inzwischen bedeutet der marode Tunnel auch eine Gefahr für die Spreeschifffahrt. Das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt sieht in der Decke unterhalb des Spreegrunds „einen Risikofaktor für die Schifffahrt“, teilt die Verkehrsverwaltung im vergangenen Jahr mit. Im Ergebnis soll der gesamte alte Tunnel unterhalb der Spree abgerissen und anschließend neu gebaut werden.
All das ist kostspielig. Nach Berechnungen von 2024 werden für den Ersatzneubau rund 77 Millionen Euro fällig, heißt es in einem Bericht der Senatsverwaltung. Aus Sicht des Senats gibt es dazu jedoch keine Alternative.
Am Freitag veröffentliche die BVG Informationen zum geplanten Ablauf der Tunnelarbeiten. Zunächst soll der unter der Spree liegende Abschnitt mithilfe von Stahlbetonschotten vom restlichen U-Bahnnetz abgetrennt werden, um das Eindringen von Wasser zu verhindern. Danach wird das bestehende Bauwerk zurückgebaut.
Anschließend soll ein neuer Tunnel in zwei Phasen gebaut werden: Zuerst werden auf der südlichen Spreeseite Spundwände und eine Sohle eingebracht und die Baugrube ausgepumpt. So können die Bautrupps in einer trockenen Baugrube die erste Hälfte des Ersatzneubaus errichten.
Im Anschluss wird die Baugrube wieder geflutet und die Spundwände werden auf die nördliche Seite umgesetzt, damit sich die Arbeitsschritte dort wiederholen können. Auf diese Weise soll Schritt für Schritt ein vollständiger, neuer Tunnel entstehen.