„Ölpreise könnten steigen“: Chef der Bundesbank warnt vor negativen Folgen für die deutsche Wirtschaft durch Krieg in Nahost
Bundesbankpräsident Joachim Nagel warnt vor möglichen negativen wirtschaftlichen Folgen durch den Krieg zwischen Israel und Iran. „Sollte es zu einem langanhaltenden, gravierenden Konflikt kommen, könnten beispielsweise die Ölpreise erheblich steigen“, sagte Nagel am Montag laut Manuskript bei einer Rede zum „Euro Finance Summit“ in Frankfurt.
Die wirtschaftlichen Perspektiven könnten sich dann spürbar verändern – „in Bezug auf die Konjunktur ebenso wie auf die Preise“. Noch lasse sich kaum beurteilen, wie sich die Lage im Nahen Osten entwickeln werde. Die wirtschaftlichen Auswirkungen ließen sich daher gegenwärtig noch nicht konkret abschätzen.
Nagel zufolge könnte sich die deutsche Wirtschaft besser entwickeln als bislang angenommen. Nach dem überraschend kräftigen Wachstum von 0,4 Prozent im ersten Quartal sei ein leichtes Plus im Gesamtjahr „gut möglich“. Bislang rechnen die Bundesbank-Ökonomen mit einer Stagnation.
Im zu Ende gehenden Frühjahrsquartal könnte die Wirtschaftsleistung in etwa stagnieren, sagte Nagel. „Das Exportgeschäft leidet zweifelsohne unter der US-Zollpolitik“, betonte er. Zudem seien die Kapazitäten in der Industrie vergleichsweise gering ausgelastet. „Dementsprechend haben die Unternehmen relativ wenig Anreize, zu investieren“, betonte der Bundesbank-Chef.
Empfohlener redaktioneller Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.
Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.
Außerdem konsumierten die privaten Haushalte aktuell verhalten. „Denn in der Tendenz trübt sich der Arbeitsmarkt ein und die Löhne steigen nicht mehr so stark“, sagte Nagel.
Höheres Wachstum nur möglich durch strukturelle Anpassungen
Für 2025 rechnet die Bundesbank bislang mit einer Stagnation in Deutschland und für 2026 mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um kalenderbereinigt 0,7 Prozent. Für 2027 prognostiziert sie eine Wachstumsrate von 1,2 Prozent. „Für die deutsche Wirtschaft zeichnet sich das Ende der langen Durststrecke ab“, sagte Nagel.
„Der Weg führt uns aber nicht direkt in eine grüne Oase, sondern bleibt herausfordernd – zwischen wachstumsschädlichen Zolleffekten und wachstumsfördernder Fiskalpolitik.“
Ein anhaltend höheres Wachstum in Deutschland lasse sich nur erreichen, wenn auch strukturelle Anpassungen erfolgten. „Mit Geldausgeben allein ist beileibe nicht alles getan“, sagte Nagel angesichts der geplanten milliardenschweren Investitionen der Bundesregierung in Infrastruktur und Rüstung. Arbeitsanreize sollten gestärkt, Planungs- und Genehmigungsverfahren beschleunigt und überbordende Bürokratie abgebaut werden.
„Dann können staatliche Mehrausgaben das Wachstum anhaltend auf einen höheren Pfad bringen, wenn die zusätzlichen Mittel für Infrastruktur, Forschung, Innovation, Digitalisierung sowie Verteidigung effektiv und effizient eingesetzt werden“, sagte der Bundesbank-Präsident. „Daraus könnte sich für Deutschland eine Erfolgsgeschichte entwickeln.“ (Reuters)