Studie zur Beschäftigung in der Sozialwirtschaft: Guter Lohn, dennoch zu wenig Fachkräfte

Die höchsten Löhne erhalten in der exportstarken deutschen Wirtschaft traditionell die Industriearbeiter. Ein tarifliches Jahreseinkommen von 75.000 Euro ist zum Beispiel in der Autoindustrie nicht selten. Aber die Dienstleister holen auf. „Wir haben eine sehr gute Vergütung“, sagt Pascal Krimmer von der Caritas, mit 740.000 Beschäftigten einer der größten Arbeitgeber hierzulande.

Am Dienstag stellte Krimmer das sogenannte Caritaspanel vor, mit dem alle zwei Jahre Stimmungen und Trends an der Basis ermittelt werden. Ein Ergebnis der Umfrage aus dem dritten Quartal 2024 bei 135.000 Beschäftigten: Auch der Caritas fehlen die Fachkräfte, doch die Not ist weniger groß als in der Wirtschaft insgesamt.

Caritas, die evangelische Diakonie und die sozialdemokratisch geprägte Arbeiterwohlfahrt sind die großen Sozialverbände hierzulande. Allein die Caritas unterhält mehr als 25.000 Einrichtungen und Dienste.

1400
Euro Lohn bekommt im Schnitt ein Azubi bei der Caritas.

Unter anderem sind 294.000 Caritas-Beschäftigte in der Gesundheitshilfe tätig, 184.000 kümmern sich um Kinder und Jugendliche, 127.000 betreuten alte Menschen und 87.000 arbeiten in der Behindertenhilfe oder Psychiatrie. Mehr als 80 Prozent der Beschäftigten sind weiblich.

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Hinzu kommen 49.000 Auszubildende und Schüler, 4100 Freiwillige im Sozialen Jahr und 5600 Bundesfreiwilligendienstleistende. Nicht zuletzt aus dem Kreis der Letztgenannten gewinnt die Caritas ihre Azubis, die Krimmer zufolge im Durchschnitt rund 1400 Euro im Monat bekommen. Das ist ein Spitzenwert, der auch bei der Rekrutierung hilft: 84 Prozent der Ausbildungsplätze kann die Caritas besetzen.

Dieser Anteil liegt deutlich über dem Durchschnitt der Wirtschaft insgesamt (70 Prozent), aber doch auch um zehn Prozent unter dem Niveau von 2016. Setzt sich der Trend fort, wird es schwierig, die rund 200.000 Mitarbeitenden zu ersetzen, die in den nächsten zehn Jahren in Rente gehen.

Am Geld allein liegt es nicht. Krimmer zufolge sind bundesweit und über alle Branchen zwischen 2012 und 2023 die realen Durchschnittseinkommen um vier Prozent gestiegen. Fachkräfte im Krankenhaus bekamen acht Prozent mehr und das Einkommen von Altenpflegerinnen stieg sogar um 30 Prozent.

Nach längerer Betriebszugehörigkeit verdienen Hilfskräfte in der Caritas-Belegschaft inzwischen gut 40.000 Euro im Jahr, erläuterte Krimmer am Beispiel die Einkommensentwicklung. Sozialarbeiter hätten sogar die 70.000-Euro-Marke übersprungen. Zusätzlich zum Einkommen gewährten immer mehr Einrichtungen materielle Zusatzleistungen wie Fahrräder oder ein Deutschlandticket.

Angst vor Abschiebung

Relevant für die Attraktivität des Arbeitsplatzes seien ausweislich der jüngsten Beschäftigtenbefragung vor allem Fort- und Weiterbildungen während der Arbeitszeit, die Arbeitsplatzsicherheit sowie flexible Arbeitszeiten.

Wobei die Arbeitszeiten im Schichtdienst und am Wochenende auch ein großes Problem sind und zur hohen Teilzeitquote von rund 70 Prozent und zum überdurchschnittlichen Krankenstand beitragen.

Johannes Brumm, der oberste Arbeitgebervertreter der Caritas, warnte die neue Bundesregierung vor einer Wende in der Migrationspolitik. Früheren Daten zufolge beschäftigt rund ein Drittel der Caritas-Einrichtungen Geflüchtete.

Wenn künftig mehr abgeschoben werde, weil der Aufenthaltsstatus nicht geklärt sei, „kann das bitter werden“, sagte Brumm bei der Vorstellung des Caritaspanels. „Wir können die nicht ersetzen.“