Der Traum vom Double ist geplatzt : Die Füchse haben ein Finale verloren, aber eine Saison gewonnen
Das Final Four der Champions League ist zu Ende – und damit auch eine historische Saison für die Füchse. Zum ersten Mal Deutscher Meister, zum ersten Mal unter den zwei besten Mannschaften Europas. Trotzdem ist die Stimmung bei Berlins Handballern gedrückt. Denn ausgerechnet im vierten Saisonduell mit dem SC Magdeburg setzte es die erste Niederlage – eine, die weh tut.
Weder im Supercup (32:30) noch in der Bundesliga (31:31, 33:30) konnte der SCM die Füchse bezwingen. Im Finalspiel der Champions League gelang es ihnen dann doch – mit 32:26 gingen das Match und damit auch die Trophäe an Magdeburg.
Nach dem Abpfiff sah man nur enttäuschte Gesichter bei den Berlinern, die wahrscheinlich inzwischen vergessen hatten, wie sich verlieren anfühlt. Seit der Niederlage im Februar gegen Wisla Plock hatten die Füchse kein einziges Mal verloren – bis zum Sonntag im Finale der Champions League.
Was den Berlinern nach ihrem bitteren letzten Spiel durch den Kopf geht? „Das ist eben so, wenn die zwei besten Mannschaften der Welt aufeinander treffen“, sagt Welthandballer Mathias Gidsel, der mit 135 Toren zum Topscorer der Champions League wurde.
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Bei Sportvorstand Stefan Kretzschmar sei „die Trauer momentan groß“. Nils Lichtlein findet „einfach nur traurig, dass die Saison so zu Ende geht.“ Neidisch sei er nicht auf die Magdeburger, aber enttäuscht: „Momentan tut die Finalniederlage deutlich mehr weh, als dass man realisiert, was man eigentlich gewonnen hat.“
Und Tim Freihöfer fühlt sich „aktuell beschissen“. Gerne hätte er den Pokal hoch gehalten – ärgert sich stattdessen über die eigene Leistung: „Ich bin sehr enttäuscht von mir. Aber das gehört auch zum Sport.“
Die Mannschaft kann stolz sein, und jeder Spieler kann stolz sein, es überhaupt ins Final Four geschafft zu haben und im Finale zu spielen.
Jaron Siewert, Trainer der Füchse Berlin
Einzig Trainer Jaron Siewert scheint – gewohnt analytisch – den Blick dafür zu haben, was seine Mannschaft in den vergangenen Monaten erreicht hat. Wie er auf die Saison zurückblickt? Da fällt ihm vor allem eins ein: „Voller Stolz. Die Mannschaft kann stolz sein, und jeder Spieler kann stolz sein, es überhaupt ins Final Four geschafft zu haben und im Finale zu spielen.“ Auch wenn skurrilerweise „eine Silbermedaille immer schwerer zu ertragen“ sei als Bronze.
In den nächsten Tagen wird das sicher auch seinen Spielern wieder klar werden – dem einen früher, dem anderen später. „Das dauert jetzt einfach ein paar Tage“, sagt Freihöfer. Lichtlein gibt sich lieber einige „Wochen Abstand“ und will die Sommerpause zum Verarbeiten nutzen.
Europas Handball in deutschen Händen
Daneben wird er sie auch zur Erholung nutzen: Eine lange, intensive Saison liegt hinter den Füchsen – und besonders denjenigen, die auch in ihren jeweiligen Nationalmannschaften aktiv sind. Das sind bei den Berlinern einige. Genauso wie beim SCM.
Magdeburgs Trainer Bennet Wiegert sagte nach dem Titelgewinn: „So ein Zyklus mit Olympia und Weltmeisterschaft in einer Saison ist – wenn man viele Nationalspieler hat – ein unmenschlicher Rucksack, den man mit sich rumträgt.“
Zudem sprach Wiegert an, was viele denken: „Wenn du die stärkste Liga der Welt hast, und die sind wir unangefochten bei allem Respekt, dann würde ich mir natürlich einen dritten Champions-League-Platz wünschen.“ Zwei deutsche Mannschaften im Champions League-Finale, die SG-Flensburg als Sieger in der European League: Europas Handball scheint in deutschen Händen zu sein.
Das sieht auch EHF-Präsident Michael Wiederer so und erkennt an, „dass die ganze Saison schon geprägt war durch deutsche Top-Teams“. Und nicht nur das: Er versteht auch Wiegerts Standpunkt, der hofft, „dass man nochmal darüber nachdenkt, ob es nicht Sinn macht, Deutschland bei der Stärke, die man jetzt auch europäisch sieht, noch einen dritten Platz in der Champions League zuzugestehen“. Schließlich sei die Qualifikation für Europas höchsten Klub-Wettbewerb in keiner Liga so schwierig wie in der HBL, wo „sechs, sieben Mannschaften oben mitspielen“.
Immerhin, Wiederer macht Hoffnung und räumt ein, sich „mit dieser Frage intensiv zu beschäftigen. Aber der Cut ist immer irgendwo.“ Ob nun mit zwei oder drei deutschen Teams: Die Füchse haben durch den ersten Deutschen Meistertitel ihren Champions League-Startplatz auch für die kommende Saison gesichert.
Schon jetzt sind übrigens mehr als 6500 Tickets für das Final Four 2026 in der Köln Arena verkauft. Vielleicht sind die Füchse dann wieder im Finale dabei. Und vielleicht klappt es dann mit dem Titel – man muss schließlich immer Ziele haben. Kapitän Max Darj weiß zumindest eins: „Es ist gerade schwer, aber wir werden zurückkommen!“