„Wachstumsrausch“ der Fifa zulasten der Umwelt: Neuer Negativrekord fürs Klima bei Fußball-WM 2026 erwartet
Ein Jahr vor der Fußballweltmeisterschaft 2026 in Kanada, Mexiko und den USA steuern die Folgen für das globale Klima auf einen neuen Negativrekord zu: Nach Angaben des Weltfußballverbandes Fifa werden durch die vom 11. Juni bis 19. Juli ausgetragene WM 3,7 Millionen Tonnen klimaschädliches CO₂ ausgestoßen.
Doch diese Schätzung gilt längst als veraltet, unter anderem deshalb, weil die Zahl der auszutragenden Spiele inzwischen von der Fifa von 80 auf 104 erhöht wurde.
Für die WM mit dem größten Austragungsgebiet der Geschichte sollen statt 32 erstmals 48 Mannschaften teilnehmen und quer durch Nordamerika reisen. Experten prangern einen „Wachstumsrausch“ der Fifa zulasten der Umwelt an.
Bei den Olympischen Spielen nimmt die CO₂-Bilanz tendenziell ab, aber bei der Fifa-Weltmeisterschaft der Männer ist es genau umgekehrt.
David Gogischwili, Experte für Mega-Sportevents der Universität Lausanne
„Bei den Olympischen Spielen nimmt die CO₂-Bilanz tendenziell ab, aber bei der Fifa-Weltmeisterschaft der Männer ist es genau umgekehrt“, sagt der Experte für Mega-Sportevents der Universität Lausanne, David Gogischwili, der Nachrichtenagentur AFP.
Empfohlener redaktioneller Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.
Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.
In der Bewerbung der auf drei Länder aufgeteilten WM 2026 wurde zwar angepriesen, dass viele Austragungsorte - vom Stadion in Toronto (45.000 Plätze) bis ins texanische Arlington (93.000 Plätze) - bereits existierten und somit nicht neu gebaut werden müssten. Bei der umstrittenen WM in Katar im Jahr 2022 waren die horrenden Klimafolgen durch im Eiltempo hochgezogene, klimatisierte Riesenstadien in dem kleinen Wüstenstaat ein großes Thema.
Doch zwischen den Austragungsorten von Vancouver über Boston, Miami, Los Angeles bis nach Mexiko-Stadt müssen teils Entfernungen von mehr als 4000 Kilometern zurückgelegt werden. Die Reisen der Mannschaften, Fußballfunktionäre und „mehr als fünf Millionen Fans“, mit denen laut Fifa gerechnet wird, werden die größte CO₂-Quelle der WM 2026 sein.
Unter Experten besteht Einigkeit darüber, dass die Folgen von Großveranstaltungen für das Klima am stärksten verringert werden können, indem deren Umfang begrenzt wird.
Das Internationale Olympische Komitee (IOC) habe dies mit der Festlegung auf die Maximalzahl von 10.500 teilnehmenden Athletinnen und Athleten bei den Olympischen Sommerspielen getan. Die Fifa gehe jedoch den entgegengesetzten Weg: Ihr „Wachstumshunger“ führe zu „mehr Spielen, mehr Sportlern, mehr Fans, mehr Flügen - eine unendlicher Spirale“, sagt Gogischwili.
Fifa will der Fußball-WM immer globalere Dimensionen verleihen
Bei der Klimakonferenz COP26 in Glasgow im Jahr 2021 hatte sich Fifa-Präsident Gianni Infantino noch zum Kampf gegen die globale Erwärmung bekannt und erklärt, die Fifa werde durch die WM entstandene Emissionen „messen, reduzieren und ausgleichen“.
Die Forschungsorganisationen New Weather Institute und Scientists for Global Responsibility beziffern die Auswirkungen eines internationalen Fußballspiels fürs Klima auf das 26- bis 42-Fache eines Spitzenspiels in einer nationalen Liga. Ein Spiel in der Schlussphase der WM der Männer verursacht nach ihren Angaben 44.000 bis 72.000 Tonnen CO₂ - was dem Emissionsausstoß von 31.500 bis 51.500 Autos während eines ganzen Jahres entspreche.
Ungeachtet dessen wird die Fifa ihren Kurs, der Fußball-WM immer globalere Dimensionen zu verleihen, fortsetzen: Die WM 2030 soll auf drei Kontinenten ausgetragen werden - in Argentinien und Paraguay, Portugal und Spanien sowie in Marokko. Der uruguayische Verbandspräsident Ignacio Alonso schlug vor, die Zahl der Mannschaften angesichts des 100-jährigen WM-Jubiläums gar auf 64 Teams auszuweiten. (AFP)