Inter Mailand im Finale der Champions League: Simone Inzaghi und der Schatten des großen Bruders
Simone Inzaghi war schon ganz nah dran am Henkelpott. Vor zwei Jahren, als Inter Mailand das Finale der Champions League knapp gegen Manchester City verlor. Doch noch viel näher im Mai 2007. Der AC Mailand gewann das Finale zwei Jahre nach dem Trauma von Istanbul gegen den FC Liverpool. Filippo Inzaghi schoss die Italiener mit einem Doppelpack, wie ihn nur er erzielen konnte, zum Titel – und sein jüngerer Bruder Simone jubelte mit ihm auf dem Rasen.
„Simone ist immer irgendwie ,der Bruder von’ gewesen“, sagte Francesco Pietrella, Autor einer Biografie über die Inzaghi-Brüder, in einem Interview. „Aber das hat ihn nie beeinflusst.“
Es war sicher nicht leicht im Schatten von Superpippo. Simone Inzaghi legte eine respektable Karriere als Stürmer hin. Er wurde mit Lazio Rom Italienischer Meister, gewann den europäischen Supercup, schoss 15 Tore in der Champions League. Hätte er sich nicht jahrelang mit Rückenproblemen geplagt, wären es deutlich mehr gewesen.
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Doch sprach man im Fußball über Inzaghi, war fast immer Filippo gemeint. „Die Rückenprobleme haben seine Spielerkarriere auf jeden Fall ausgebremst, denn technisch war er besser als ich“, sagte der drei Jahre ältere Inzaghi bei „Dazn“. „Aber ich denke, das was er als Spieler nicht erreicht hat, schafft er jetzt als Trainer.“
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In dieser Funktion hat Simone Inzaghi seinen Bruder schon lange überflügelt. Mit Lazio Rom gewann er 2019 den Pokal, mit Inter Mailand vor einem Jahr die Meisterschaft. Mit einem Sieg gegen Paris St. Germain am Samstag (21 Uhr, ZDF und Dazn) in München könnte er als Champions-League-Sieger endgültig in die Riege der internationalen Toptrainer stoßen.
Ich habe Angebote aus Italien, dem Ausland und aus Saudi-Arabien.
Simone Inzaghi
Für die meisten Experten gehört er bereits in diese Kategorie. Seit er 2021 bei Inter übernommen hat, ist es ihm kontinuierlich gelungen, die Mannschaft weiterzuentwickeln – und das ohne große Transfers. Die teuersten Zugänge in seiner Amtszeit sind Davide Frattesi und Benjamin Pavard für jeweils gut 30 Millionen Euro, Inter hat in diesen vier Jahren einen Transferüberschuss von mehr als 100 Millionen Euro erwirtschaftet.
Dennoch sind die Mailänder international so erfolgreich wie lange nicht. In den zwei Jahren vor seiner Ankunft schied Inter jeweils in der Gruppenphase aus, nun steht der Klub nach 2023 erneut im Finale. „Zwei Endspiele zu erreichen, das hat nur ein Trainer bei Inter geschafft“, sagt Inzaghi mit Bezug auf den großen Helenio Herrera, dem dies in den Sechziger Jahren gelungen war. „Aber um Geschichte zu schreiben, müssen wir am Samstag gewinnen.“
Inzaghi hat Inter zur taktisch vielleicht besten Mannschaft Europas geformt. Das 3-5-2 ist sehr flexibel, die Abläufe perfekt einstudiert, das Team extrem wandelbar. Die Mailänder kassierten in den ersten zehn Spielen dieser Champions-League-Saison nur zwei Tore und wirkten defensiv nahezu unbezwingbar. Im Viertelfinale gegen Bayern München und Halbfinale gegen den FC Barcelona gab es neun Gegentreffer in nur vier Spielen, doch Inter setzte sich auch in diesen offensiv geprägten Duellen spektakulär durch.
Die grandiosen K.o.-Spiele im Europapokal haben die Italiener allerdings in der Liga teuer bezahlt. Zwischenzeitlich hatte die Mannschaft drei Punkte Vorsprung auf den SSC Neapel, doch am Ende ging der Titel an den Fuß des Vesuvs. „Das war schwierig zu verdauen“, sagte Inzaghi über das dramatische Saisonende in der Serie A.
Die Vorbereitung auf das Endspiel ist nicht nur deshalb sehr unruhig. In den vergangenen Tagen wurden die Gerüchte immer lauter, dass Inzaghi Inter in diesem Sommer verlassen könnte. Al Hilal soll ihn mit einem Zweijahresvertrag in Höhe von 50 Millionen Euro locken.
„Ich habe Angebote aus Italien, dem Ausland und aus Saudi-Arabien“, sagte Inzaghi und seine Worte klangen nicht nach einem eindeutigen Bekenntnis. „Am Tag nach dem Finale werden wir uns zusammensetzen, wie wir es jedes Jahr getan haben. Wenn es die Voraussetzungen dafür gibt, werden wir gemeinsam weitermachen“, sagte Inzaghi.
Bei diesen Voraussetzungen soll es sich laut „Gazzetta dello Sport“ nicht so sehr um sein Gehalt, sondern um Investitionen in den Kader handeln. Inter hat die älteste Mannschaft der Champions League und Inzaghi hält eine Verjüngung für unausweichlich. Damit sorgt er unfreiwillig für eine kuriose Parallele zu seinem Bruder.
Filippo Inzaghi ist Anfang Mai mit Pisa in die Serie A aufgestiegen, doch trotz des größten Erfolgs seit 34 Jahren ist nicht klar, ob er den Klub in der ersten Liga trainieren wird. Auch der ältere Inzaghi fordert vom Klub die Zusage, dass die Mannschaft deutlich verstärkt wird. Das Bruderduell, das es seit vier Jahren nicht mehr gegeben hat, könnte also auch in der kommenden Saison ausfallen.