Giulia Gwinn und die „Wilden Kerle“: DFB-Kapitänin präsentiert Buch mit Kritik
Nationalmannschafts-Kapitänin Giulia Gwinn hat sich ihr Lebensmotto nicht nur tätowieren lassen, es ist zugleich auch die Vorlage für ihr Buch geworden, das sie jüngst vorgestellt hat. Es heißt: „Write your own story - Mein Weg vom Bolzplatz in die Weltspitze.“
Einen Zettel mit ihrem größten Wunsch legte die kleine Giulia einst in eine mit Muscheln besetzte Box und findet ihn viele Jahre später im Haus der gestorbenen Großeltern. In Kinderschrift steht da etwas unbeholfen, aber inhaltlich klar: „Ich wünsche mir Fußballstar werde. Und dass ich die beste Fußballerin von allen bin.“
Weltfußballerin ist Gwinn noch nicht, aber ihr Werdegang nun auf 264 Seiten festgehalten. Eine Biografie bereits mit 25 Jahren? Die Außenverteidigerin war ja schon immer früh dran: Mit 16 spielt sie in der Bundesliga, mit 18 im Nationalteam, mit 24 ist sie deren Spielführerin. Zuletzt holte sie 2024 mit den DFB-Frauen Olympia-Bronze und mit dem FC Bayern das Double.
Gwinn ist der unbestrittene Star im DFB-Team
Und: Gwinn ist nach dem Rücktritt von Alexandra Popp unbestritten der Star in der deutschen Auswahl − vor allem bei den Fans: Bei Instagram hat sie über 630.000 Follower, die mit Abstand meisten aller deutschen Nationalspielerinnen. Auch im Hinblick auf Vermarktung macht der Fußballerin so schnell niemand was vor.
Empfohlener redaktioneller Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.
Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.
Gwinns Beharrlichkeit, ihr Ehrgeiz, ihre Zielstrebigkeit, ihr Wille ziehen sich durch ihre Karriere, auch in den zwei bitteren Phasen mit Kreuzbandrissen. Dass sie einst bei einem Sichtungslehrgang unter lauter Jungs ohne ihren Namen, nur als „das Mädchen“ auf die Liste kam, hat Gwinn nie vergessen.
Empfohlener redaktioneller Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.
Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.
Das Talent aus Ailingen am Bodensee spielte bis 15 in männlichen Nachwuchsteams, ehe sie beim SC Freiburg durchstartete und 2019 zum FC Bayern wechselte. „Giuli will immer gewinnen. Sie will Energie investieren. Sie will besser werden. Und sie nimmt die anderen mit. Bei Giuli kriegst du immer 100 Prozent“, sagt Ex-Bundestrainer Horst Hrubesch im Vorwort über die Musterschülerin des DFB, die einst auch noch einen Abiturschnitt von 1,7 hatte.
„Ich möchte euch inspirieren. Motivieren. Zeigen, dass Träume Triebwerke sein können“, so schreibt Gwinn an Fans und Follower. Ein Enthüllungswerk kann die Münchnerin wenige Wochen vor der EM im Juli in der Schweiz nicht bieten. Die einzige Kritik, die sie öffentlich macht, geht an Martina Voss-Tecklenburg.
„Alle reden über mich. Aber keiner mit mir“
Die frühere Bundestrainerin hatte vor der WM 2023 so lange offen gelassen, ob ihre Abwehrspielerin nach gerade überstandenem Kreuzbandriss mit nach Australien fliegt, dass es Gwinn irgendwann zu bunt wurde: Sie selbst rief Voss-Tecklenburg dann an: „Als Spielerin wartet man auf den persönlichen Anruf oder das persönliche Gespräch. Die Ungewissheit macht mich fertig. Meine Wahrnehmung: Alle reden über mich. Aber keiner mit mir.“
Die Entscheidung fällt dann erst auf den letzten Drücker, es geht ohne Gwinn zur WM, der so wenigstens das Turnier-Debakel erspart bleibt. „Nach monatelanger Reha erfahre ich das einen Tag vor der offiziellen Bekanntgabe des Kaders. Hätte sie mir das nicht früher sagen können?“, klagt Gwinn.
Die inzwischen 61-fache Nationalspielerin weiß um die Wirkung solcher Aussagen, damals hielt sie sich zurück. Heute betont sie, ganz Diplomatin: „Mir ist es wichtig, dass es nicht so dargestellt wird, dass schlechtes Blut fließt (...). Wahrscheinlich war es die vernünftige Entscheidung, dieses Turnier nicht zu spielen und dann in eine gute Vorbereitung zu starten.“
Um ihr Privatleben macht Gwinn kein Geheimnis. Sie studiert nebenbei Sportmanagement an einer Fern-Uni, begeistert sich für Mode, gilt als besonders Heimat- und Familienverbunden. Mama Gabi und Papa Florian reisen oft im Wohnmobil zu Länderspielen.
Mit ihrem Freund Constantin Frommann − einst Torwart bei der zweiten Mannschaft des SC Freiburg und beim SV Meppen − ist Gwinn zusammen, seit sie 21 ist und noch im Breisgau spielte. Frommann berät mit seinem Start-up-Unternehmen Leistungssportler beim Start in ihr Berufsleben.
„Wir leben gemeinsam in München. Ich bin stolz auf ihn“, erklärt Gwinn. Sichtlich stolz auf seine Vorzeigespielerin ist auch Ex-Bayern-Präsident Hoeneß. „Sie ist ein wunderbares Beispiel für das ,Mia san Mia' des Vereins“, schwärmt er bei der Buchpremiere seiner Vorzeigespielerin. (dpa)