Zeckenkrankheit Borreliose: Deshalb ist schnelles Handeln wichtig
Sie sind klein, unscheinbar – und lieben es, menschliches Blut zu saugen. Das macht Zecken gefährlich. Denn sie können dabei Krankheitserreger wie FSME-Viren oder Borrelien, also bestimmte Bakterien, übertragen. Mit zum Teil schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen für Betroffene.
FSME steht für Frühsommer-Meningo-Enzephalitis. Die Viren können eine Entzündung der Hirnhäute, des Gehirns und des Rückenmarks auslösen. Dann kommt es zu einem zweigipfligen Fieber – die Temperatur steigt, um dann zu sinken und wieder zu steigen –, Kopfschmerzen, Übelkeit und Ausfällen des Nervensystems. Bei einem schweren Verlauf können neben Lähmungen an Armen und Beinen etwa auch Schluck- und Sprechstörungen sowie Krampfanfälle auftreten.
Je früher eine diagnostizierte Borreliose mit Antibiotika behandelt wird, desto besser.
Kristina Huber, Infektiologin
Eine Infektion mit Borrelien kann ebenfalls einen schweren Krankheitsverlauf nehmen. Möglich sind etwa eine chronische Entzündung der Haut, brennende Nervenschmerzen oder beidseitige Gesichtslähmungen. „Gegen FSME kann man sich mit einer Impfung schützen, eine solche Impfung gibt es gegen Borreliose allerdings nicht“, sagt Frank Erbguth, Präsident der Deutschen Hirnstiftung. Eines Tages könnte sich das aber ändern: An Borreliose-Impfstoffen wird derzeit geforscht.
Die wichtigsten Fragen und Antworten zur Borreliose.
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Was genau ist Borreliose?
Borreliose wird auch Lyme-Borreliose oder Lyme-Krankheit genannt. Lyme und Old Lyme sind Städte im US-Bundesstaat Connecticut, in denen die Erkrankung im Jahr 1975 zum ersten Mal beschrieben wurde.
„Auslöser sind Bakterien der Art Borrelia burgdorferi, die auch einfach Borrelien heißen“, sagt Kristina Huber, Ärztin beim Institut für Infektions- und Tropenmedizin am LMU Klinikum München.

© dpa/Harry Melchert
Eine Borreliose kann überall in Deutschland von Zecken auf Menschen übertragen werden. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist nicht möglich, „Betroffene sind nicht ansteckend“, sagt Huber. In den Monaten Juni, Juli und August kommt die Erkrankung gehäuft vor.
Wie kann es überhaupt zu einem Zeckenstich kommen?
Zecken tummeln sich im Gebüsch, in Gräsern oder im Unterholz. Streifen Wanderer, Joggerinnen, oder Spaziergänger die Spinnentierchen, heften sie sich an die Kleidung der Person.
Ist die Zecke mit Borrelien befallen, kann es nach frühestens vier bis sechs Stunden ab Beginn der Blutmahlzeit zu einer Infektion kommen
Kristina Huber, Infektiologin
Dann suchen sie nach unbedeckter Haut. „Zecken mögen feuchte, weiche oder auch behaarte Körperstellen“, sagt Frank Erbguth. So fühlen sich die Tiere etwa in der Achselhöhle oder hinter dem Ohr wohl.
Zecke entfernen in zwei Schritten
Zecken sollte man immer so schnell wie möglich entfernen. Und so geht’s:
- Eine Pinzette oder eine Zeckenkarte nehmen und damit die Zecke an ihrem Kopfbereich nah der Haut greifen. Dann das Tierchen langsam und gerade herausziehen. Die Zecke nicht zerquetschen, da dies das Risiko birgt, dass sie vermehrt Erreger freisetzt. Und auch kein Öl oder Cremes auf die Zecke träufeln - das setzt das Tier womöglich so stark unter Stress, dass es noch mehr Erreger in den Körper abgibt.
- Nach dem Herausziehen der Zecke die Einstichstelle sorgfältig desinfizieren. Mitunter bleibt nach dem Herausziehen der Rüssel der Zecke zurück. Dadurch ist es möglich, dass sich die Hautstelle leicht entzündet. Immerhin: Das Risiko, an einer Borreliose zu erkranken, steigt damit aber nicht. Mit der Zeit wird der Stechapparat von der Haut abgestoßen.
Hat die Zecke eine geeignete Stelle gefunden, sticht sie zu. „Falsch wäre es, in dem Zusammenhang von einem Zeckenbiss zu sprechen“, so Erbguth.
Wissenschaftlich korrekt ist die Bezeichnung Zeckenstich: Die Zecke bohrt mit einem Stechrüssel in die Haut und saugt Blut. Das Opfer spürt den Einstich zunächst nicht, da das Tierchen während des Stechens mit seinem Speichel eine Art Betäubungsmittel absondert. Spezielle Stoffe im Zecken-Speichel sorgen außerdem dafür, dass das Blut nicht gerinnt und die Einstichstelle sich nicht entzündet. So ist die Zecke, sofern sie nicht entdeckt wird, ungestört.
Wie hoch ist das Risiko, sich nach einem Zeckenstich zu infizieren?
In Deutschland ist nicht jede Zecke mit Borrelien befallen. „Nur 20 Prozent der Tierchen können eine Borreliose übertragen“, sagt Frank Erbguth. Und längst nicht jeder Stich einer befallenen Zecke hat eine Infektion zur Folge. Nach Angaben der Robert Koch-Instituts ist bei 0,3 bis 1,4 Prozente aller Zeckenstiche mit Krankheitssymptomen zu rechnen.
Übrigens: Die Borrelien befinden sich im Darm der Zecke, sie muss also eine gewisse Zeit saugen, ehe sie die Bakterien überträgt. „Ist die Zecke mit Borrelien befallen, kann es nach frühestens vier bis sechs Stunden ab Beginn der Blutmahlzeit zu einer Infektion kommen“, so Kristina Huber.

© dpa/Christin Klose
Was sind typische Anzeichen für eine Borreliose?
Oft bleibt eine Borreliose unbemerkt. Treten Beschwerden auf, können sie sich sehr unterschiedlich bemerkbar machen. „Betroffen ist häufig die Haut“, sagt Kristina Huber. Symptome einer Borreliose können sich aber auch am Nervensystem, an den Gelenken und am Herz zeigen.
- Haut: „Hier kann es zu einem roten Fleck in der Größe eines Zwei-Euro-Stücks kommen“, sagt Frank Erbguth. Die Rede ist von der sogenannten Wanderröte, die sich drei bis 30 Tage nach dem Zeckenstich rund um die Einstichstelle entwickelt. „Wird diese Rötung größer als ein Zwei-Euro-Stück, sollte man unbedingt ärztlichen Rat einholen“, so der Mediziner. Vor allem bei Kindern können in seltenen Fällen knötchenartige oder blaurote Schwellungen der Haut auftreten. Mitunter kann sich die Haut chronisch entzünden. Dazu kommt es aber nur in Einzelfällen.
- Nervensystem: Eine Neuroborreliose liegt vor, wenn Borrelien das Nervensystem befallen. Die Beschwerden setzen wenige Wochen bis Monate nach dem Zeckenstich ein. „Dabei kommt es zu brennenden Nervenschmerzen“, sagt Frank Erbguth. Es kann zu Lähmungen der angeschlossenen Muskeln oder zu einem Kribbeln und Taubheitsgefühlen in betroffenen Körperbereichen kommen. Auch ein- oder beidseitige Gesichtslähmungen sind möglich. Bei Kindern kann eine Neuroborreliose eine nichteitrige Hirnhautentzündung auslösen. Dazu können starke Kopfschmerzen und plötzliche Gesichtslähmungen kommen.
- Gelenke: Hier kommt es zu Gelenkentzündungen, der sogenannten Lyme-Arthritis. Betroffen sind oft Kniegelenke, daneben auch Sprung- oder Ellenbogengelenke. Die Entzündungen sind wiederkehrend und verlaufen zumeist schubweise.
- Herz: In wenigen Fällen kann im Verlauf der Borreliose auch das Herz in Mitleidenschaft gezogen sein. Möglich sind am Herz neben Entzündungen auch Rhythmusstörungen.
Bei welchen Warnzeichen sollte man rasch ärztliche Hilfe holen?
Bei Verdacht auf eine Borreliose ist es immer ratsam, rasch ärztliche Hilfe zu holen. „Anlaufstelle ist die Hausärztin oder der Hausarzt“, sagt Kristina Huber. Er oder sie wird Betroffene gegebenenfalls an einen Facharzt überweisen, etwa eine Dermatologin oder einen Neurologen.
„Je früher eine diagnostizierte Borreliose mit Antibiotika behandelt wird, desto besser“, sagt Kristina Huber. So lassen sich schwere Krankheitsverläufe verhindern. In der Regel kommt es mit Antibiotika zu einer vollständigen Genesung.
Was kann man vorbeugend tun?
Oft heißt es, dass man bei einem Aufenthalt im Wald oder auf Wiesen Langärmeliges und lange Hosen tragen soll. Aus Sicht von Frank Erbguth ist das bei hohen Temperaturen im Sommer wenig praktikabel. „Besser ist es, vor dem Aufenthalt im Grünen ein zeckenabwehrendes Mittel auf die Haut aufzutragen.“
„Zusätzlich ist es nach Ausflügen in die Natur wichtig, sich selbst und die Kinder nach Zecken abzusuchen und sie zu entfernen“, rät Kristina Huber. Besonders in Augenschein sollte man dabei die Achselhöhlen, den Kopf und Haaransatz, den Bereich hinter den Ohren, aber auch Kniekehlen und die Leisten nehmen. (dpa)