Die BVG baut Batterietechnik aus: Berliner E-Busse bekommen ein Depot

Ist es nun der erste oder der zweite? Im März hatte die BVG über den Baustart des „ersten reinen Elektrobus-Betriebshofs“ informiert, und zwar in Treptow-Köpenick. Und am Freitag wurde in der Tempelhofer Säntisstraße der Grundstein für den „ersten neuen Busbetriebshof seit 60 Jahren“ gelegt, wie es in der Einladung hieß.

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BVG-Chef Henrik Falk und Verkehrssenatorin Ute Bonde mörtelten gemeinsam eine „Zeitkapsel“ in das Fundament des 190-Millionen-Euro-Baus. Darin, neben der obligatorischen Tageszeitung, ein Fläschchen Diesel.

Ob an der Säntisstraße nun der erste oder nicht doch der zweite Grundstein gelegt wurde, ist Nebensache. Wichtiger ist: Die BVG ist mit den neuen Höfen spät dran, zu spät. Viele Jahre lang verkündeten Senat und BVG, dass die gesamte Flotte im Jahr 2030 elektrisch fahren wird. Schnell waren Zweifel aufgekommen, ob das ausgerufene Tempo zu schaffen ist. Denn mit dem Kauf von Bussen ist es nicht getan. Um die Batterien zu laden, bedarf es spezieller Logistik und viel mehr Platz als auf den alten Diesel-Höfen.

Im Juli hatte BVG-Chef Falk angesichts der Dauerkrise angekündigt, den Fokus auf die Infrastruktur legen zu wollen. „Wir holen in Rekordzeit nach, was zu lange aufgeschoben wurde“, sagte Falk – eine recht deutliche Kritik an seiner Vorgängerin.

Ingo Hiller von der Baufirma Zech, Senatorin Ute Bonde und BVG-Chef Henrik Falk mörtelten den Grundstein ein.

© BVG / Florian Bündig

Große Worte am Freitag in der Baugrube: „Mit großen Schritten geht die BVG in Richtung Zukunft“. Man setze neue Maßstäbe für alle künftigen Betriebshöfe und übernehme „eine führende Rolle im bundesweiten Übergang zur emissionsfreien Mobilität“.

Noch fahren in Berlin etwa 1300 Dieselbusse, aber nur 280 E-Busse. Das halb so große Hamburg hat mehr. Die beiden neuen Depots sollen die Grundlage für Wachstum sein, sie sollen ab 2027 fertig sein. Jahrzehntelang sei kaum investiert worden, kritisierte Falk – der jüngste Busbetriebshof stammt aus den 1960er Jahren, damals in Spandau gebaut.

Nun sind zwei E-Höfe (mit drei Standorten) für zusammen 550 Busse in Bau, bis 2027 will die BVG nach eigenen Angaben mindestens 500 E-Busse im Einsatz haben. Das ist dann nicht einmal ein Drittel der Flotte. Falk sagte am Freitag dem Tagesspiegel, dass 2030 das zweite Drittel geschafft sein soll. Für 2035 wird im Endzustand angepeilt, etwa 80 bis 90 Prozent der Flotte umgerüstet zu haben.

So soll der er E-Bushof in der Säntisstraße einmal aussehen.

© ARGE BVG Säntis

Wie der Rest fahren soll, stehe noch nicht fest. Falk sagte, es mache wenig Sinn, die schweren und großen Doppeldecker elektrisch fahren zu lassen. Denkbar sei für die restlichen zehn bis 20 Prozent der Einsatz von E-Fuels. Wasserstoff schloss Falk in Berlin aus.

2015 fuhren die ersten vier elektrisch angetriebenen Busse durch Berlin, und zwar auf der Linie 204 (Südkreuz–Zoologischer Garten). Richtig los ging es dann 2019 mit der Bestellung von 225 E-Bussen, dies wurde riesig gefeiert. Die folgenden Bestellungen waren kleiner, und die ab 2021 gelieferten 200 neuen Doppeldecker fahren wie gehabt mit Diesel.

2024 strich der Senat 75 Prozent der Mittel für den Kauf weiterer E-Busse. Die Begründung: Höfe fehlen. Vor einigen Monaten wurde das Ziel offiziell beerdigt. Bis 2030 werde man maximal zwei Drittel der Flotte von Diesel auf Batterie umstellen können, teilte die Verkehrsverwaltung mit. Als Grund wurde „die große Verspätung beim Bau von Betriebshöfen“ genannt.

Und selbst die zwei Drittel werden nur „unter Vorbehalt der Verfügbarkeit von Haushaltsmitteln“ geschafft, wie die Verwaltung auf Fragen der Linke-Fraktion im Abgeordnetenhaus eingeräumt hatte.

Nun entstehen mehrere Depots: eines für die neue Straßenbahn-Generation in Adlershof. Der Hof „Spree“ verteilt sich auf zwei Grundstücke, in der Köpenicker Landstraße und der Rummelsburger Landstraße. Zahlreiche Bedenken des Bezirks Treptow-Köpenick haben den Baustart für die Werkstatt bereits verzögert. Diese soll 2028 fertig sein, so die Hoffnung.